FIS lehnt Rennstart von Vonn bei Herren-Abfahrt ab

Oberhofen (dpa) - Skirennfahrerin Lindsey Vonn muss ihren „großen Traum“ von einer Herren-Abfahrt vorerst beenden. Der Weltverband FIS verhinderte die Geschlechter-Revolution bei den Alpinen und lehnte den Antrag der Amerikanerin auf einen Start in einem Männer-Rennen ab.

Das entschied das FIS-Council im schweizerischen Oberhofen. Das Gremium bestätigte, dass „niemand berechtigt ist, an Rennen des anderen Geschlechts teilzunehmen“. Entsprechend der FIS-Regeln gebe es keine Ausnahmen.

Die viermalige Weltcup-Gesamtsiegerin wollte in drei Wochen bei der Schussfahrt der Männer im kanadischen Lake Louise teilnehmen. Der amerikanische Verband hatte deshalb vergangene Woche offizielle Gespräche mit der FIS begonnen. Die 28 Jahre alte Vonn dürfe nur einen Antrag einreichen, um als Vorläuferin zu starten, hieß es in der FIS-Mitteilung weiter. Damit wäre die Abfahrts-Olympiasiegerin aber nicht beim Damen-Rennen eine Woche später an gleicher Stelle startberechtigt. Für diesen Fall hatte Vonn bereits zuvor einen Verzicht auf die Teilnahme am Herren-Wettbewerb angekündigt.

„Es ist wichtig für uns, Athleten wie Lindsey zu unterstützen. Sie hat Großes erreicht mit ihrer Beharrlichkeit, neue Herausforderungen zu suchen. Wir sind enttäuscht, dass das FIS Council den Vorschlag nicht unterstützt“, sagte Bill Marolt, Präsident des US-Skiteams. Er hatte sich zuvor in einem Brief direkt an FIS-Präsident Gian Franco Kasper gewandt. Der Weltverbandschef hatte betont, dass er nicht gegen den Plan Vonns sei, aber zugleich gewarnt: „Regeln sind Regeln und Ausnahmen sind gefährlich.“

In Lake Louise - in der Branche auch Lake Lindsey genannt - hat Vonn bislang in Abfahrt und Super-G elf Weltcup-Siege eingefahren. „Das ist für mich das nächste Niveau. Die Männer fahren mit so viel mehr Kraft und Geschwindigkeit als die Damen“, hatte sie zuletzt beim Saisonstart im österreichischen Sölden ihren Plan erklärt.

Unterstützung erhielt die Amerikanerin dafür erneut auch aus dem Männer-Lager. „Das war eine großartige Chance, die jetzt verloren ist. Ich denke, sie hätten sagen sollen: Ja, lasst sie das Rennen fahren“, sagte Abfahrts-Weltmeister Erik Guay der Internetseite Yahoo Sports Canada. „Diese Entscheidung (der FIS) ist ein bisschen herablassend“, schrieb dessen kanadischer Teamkollege Michael Janyk bei Twitter.

„Es wäre eine großartige Chance gewesen, das Profil des Sports zu schärfen, in dem man das Interesse von Menschen weckt, die normalerweise nicht Skirennen verfolgen“, sagte Kanadas Verbandspräsident Max Gartner. „Ich hoffe, Lindsey bekommt die Chance, sich ihren Traum zu einem späteren Zeitpunkt zu erfüllen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort