„Grundoptimismus“ bei alpinem Neuanfang

Sölden (dpa) - Galionsfigur Maria Höfl-Riesch weg, zwei neue Bundestrainer da - der WM-Winter ist für die deutschen Alpinen ein spannender Neuanfang.

„Grundoptimismus“ bei alpinem Neuanfang
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Jahrelang stand die dreimalige Olympiasiegerin dank ihrer Erfolge und Strahlkraft oft an erster Stelle. Nach ihrem Rücktritt wird die 29-Jährige ihren früheren Kontrahentinnen aber nur noch ab und an als TV-Expertin hinterher reisen und kann dann selbst begutachten, was andere deutsche Hoffnungsträger aus den neuen Strukturen um die Bundestrainer Mathias Berthold (Herren) und Markus Anwander (Damen) herausholen. Titel- und Siegfahrer gibt es vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden am Wochenende in Viktoria Rebensburg und Felix Neureuther noch immer - auch wenn der neunmalige Weltcup-Sieger gleich den ersten Riesenslalom angeschlagen verpassen wird.

„Wir sind nicht ganz so blank, wie es im ersten Blick nach der letzten Saison ausgesehen hat. Ich gehe mit einem Grundoptimismus in die neue Saison rein“, sagte Wolfgang Maier, Alpindirektor beim Deutschen Skiverband (DSV). Mindestens ein Podestplatz soll schon auf dem Rettenbachgletscher in Sölden herausspringen.

Die Inthronisierung von zwei neuen Bundestrainern verstärkt den Eindruck eines Umbruchs. In Berthold kehrte ein Wunschkandidat vom Österreichischen Skiverband zurück zum DSV. Der 49-Jährige soll jetzt die Herren-Mannschaft auch für die Speed-Disziplinen fit machen. Top-5-Resultate gab es da in den vergangenen Jahren so gut wie gar nicht, der letzte Sieg in der Abfahrt ist im Dezember zehn Jahre alt. Bertholds Ziel trotz allem: In vier Jahren bei Olympia in Südkorea soll das Herren-Team in jeder Disziplin um Medaillen fahren können.

Sichtbar ist das bei den Technikern um Neureuther, Fritz Dopfer oder Stefan Luitz schon lange. Beim ersten Riesenslalom am Sonntag im Tiroler Ötztal ist das Trio aber noch unvollständig, der DSV schickt nur sechs statt der möglichen sieben Starter.

Bei den Damen hat der Alpinchef für Anwanders Schützlinge einen Zwei-Jahres-Plan ausgetüftelt; spätestens zur Saison 2016/17 soll Höfl-Rieschs Rücktritt dann auch von den Top-Platzierungen her kompensiert sein. „In dieser, wie auch in der nächsten Saison werden wir den jungen Damen die nötige Zeit geben, um sich in die Weltspitze zu entwickeln“, sagte Maier. „Unser Ziel ist es, dass wir in zwei Jahren wieder mit dem Frauenteam in der Weltspitze sind.“

In Rebensburg steht Anwander aktuell nur eine Fahrerin von internationalem Spitzenformat zur Verfügung. Maier hat sie schon in Sölden fürs berühmte Stockerl auf dem Zettel. „Wenn sie sich unter den besten Fünf oder dem Podium platzieren könnte, dann hätten diejenigen, die behaupten, dass nach Maria nichts mehr kommt, erst mal keine Munition mehr“, sagte er.

Gleich zum Saisonauftakt sollen neben einem Rang auf dem Podest auch drei weitere Top-10-Platzierungen her. Beim Saisonhöhepunkt, der WM in Nordamerika im Februar, will der Verband dann kommendes Jahr drei Medaillen ergattern - am liebsten eine bei den Damen, eine bei den Herren, eine im Mannschaftsbereich.

Im Weltcup haben Rebensburg (Riesenslalom) und Neureuther (Slalom) am ehesten Aussichten auf Tageserfolge und die kleine Kristallkugel des jeweils Disziplinbesten. Im Speedbereich erkennt dagegen auch die künftige ARD-Expertin Höfl-Riesch Probleme. „In der Abfahrt ist das Team leider sehr dünn aufgestellt. Da trat in den vergangenen Jahren außer mir kaum jemand in Erscheinung. Vielleicht kann Vicky da einen Schritt nach vorn machen“, sagte sie der „Sport Bild“.

In den Kampf um den Gesamtweltcup kann wohl kein Deutscher eingreifen, andere Nationen sind schlagkräftiger. Marcel Hirscher ragt bei den starken Österreichern heraus, seine prominentesten Gegenspieler heißen Alexis Pinturault (Frankreich) und Ted Ligety (USA). Bei den Frauen warten alle gebannt auf die Rückkehr von Lindsey Vonn, die Anfang Dezember in Lake Louise ihr Comeback geben will. Zu den Favoriten zählen aber eher Titelverteidigerin Anna Fenninger (Österreich) oder Lara Gut (Schweiz).

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