Höfl-Riesch machtlos gegen „Val d'Isère-Fluch“

Val d'Isère (dpa) - Maria Höfl-Riesch findet einfach keinen Frieden mit Val d'Isère, und auch Dauerrivalin Lindsey Vonn wollte ihren Auftritt bei der Weltcup-Abfahrt möglichst schnell vergessen.

Während die Amerikanerin nach der medialen Offenbarung einer langjährigen psychischen Erkrankung schwer in den Fangzaun knallte, reichte es für die deutsche Doppel-Olympiasiegerin zumindest noch zum besten Schussfahrt-Ergebnis auf der ungeliebten Piste.

„Ich bin natürlich enttäuscht, ich habe den Val d'Isère-Fluch wieder nicht besiegen können“, meinte Höfl-Riesch „ein bisschen ratlos“ über Platz 13 beim Sieg der Schweizerin Lara Gut. Bislang stand nur Rang 24 für sie zu Buche. „Das sagt schon alles, dass mir das nicht so besonders gut liegt hier“, erklärte sie ihre Misere. „Im Moment, wo du in der Abfahrt zu passiv fährst, wird es unkontrolliert. Es ist sicher kein Traumergebnis“, analysierte Alpin-Direktor Wolfgang Maier vor dem Super-G am Samstag.

Die Vorstellung von Gina Stechert auf der verkürzten Strecke wertete er hingegen als „ganz klaren Erfolg“. Die Oberstdorferin erreichte als Elfte das stärkste Resultat ihrer Comeback-Saison nach dem dritten Kreuzbandriss. „Der obere Teil ist mir total misslungen, ich habe mich schon während meiner Fahrt total geärgert“, wertete sie den Lauf zunächst. „Insgesamt kann ich sicher zufrieden sein, auch wenn mehr drin gewesen wäre.“

Neben der sportlichen Analyse stand aber in den französischen Alpen vor allem Vonn mit ihren Aussagen über eine Krankheit, deren Symptome auf eine Depression hindeuten, im Fokus. Diese sei eine Erklärung dafür, dass sich der US-Star „so wahnsinnig über den Erfolg“ definiere, sagte Konkurrentin und Wieder-Freundin Höfl-Riesch. Im Sommer habe sie mit Vonn über ihre Erkrankung gesprochen. „Wenn sie Rennen gewinnt, ist der ganze Tag super und dementsprechend ist es nicht so, wenn es ein bisschen schlechter läuft. Da sind die Depressionen sicher ein bisschen eine Erklärung.“

Nach einer Diagnose im Jahr 2008 sei die Krankheit mit Medikamenten behandelt worden, heißt es in dem aktuellen Bericht des US-Magazins „People“. „Ich kam nicht mehr aus dem Bett. Ich fühlte mich hoffnungslos, leer, wie ein Zombie“, sagte die amerikanische Abfahrts-Olympiasiegerin über diese Zeit in dem Gespräch, das offenbar vor der Weltcup-Saison geführt wurde. „Ich konnte noch nicht einmal mehr weinen.“

Aufgetreten seien die Symptome erstmals nach ihren ersten Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City und nach Spannungen mit ihrem Vater, der ihr erster Trainer war. Vor vier Jahren seien die Probleme schwerer geworden, berichtete sie, auf Drängen ihres damaligen Ehemann Thomas habe sie einen Arzt aufgesucht.

Einen Monat, nachdem sie mit der Einnahme von Medikamenten begonnen habe, sei sie „wie ein anderer Mensch“ gewesen. „Es war verrückt. Ich war begeistert, wieder rauszugehen. Ich hatte Glück, sofort die richtige Behandlung zu finden“, sagte Vonn, die wegen einer rätselhaften Darmerkrankung diese Saison für mehrere Tage ins Krankenhaus musste. Von der Diagnose habe sie nur wenigen Menschen erzählt, auch weil sie ein „großes Stigma“ gefürchtet habe. „Jeder sah mich am Fernsehen oder konnte die Artikel lesen und es ging um meine großartige Ehe, den weißen Lattenzaun, den ganzen Erfolg und mein perfektes Leben. Aber hinter den Kulissen war es ein Kampf.“

Mit ihrem schweren Sturz im oberen Streckenteil verpasste Vonn ihren fünften Speedsieg in Serie. Dabei wurde sie erst vom dritten Fangnetz aufgehalten, konnte nach einigen bangen Sekunden aber selbst auf Ski ins Ziel abschwingen.

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