Höfl-Riesch mit Skepsis vor Materialkrimi

Sölden (dpa) - Für Maria Höfl-Riesch macht das Fahren mit den neuen Ski „einfach nicht mehr so viel Spaß“. Ihre Dauerrivalin Lindsey Vonn spricht vor dem ersten Härtetest der längeren Latten sogar von Angst.

Mit einer viel diskutierten Materialreform versucht der Weltverband FIS die hohe Verletzungsgefahr im rasanten Alpinsport einzudämmen. Die Athleten geben sich vor dem Start in den WM-Winter beim Riesenslalom am Samstag im österreichischen Sölden aber äußerst skeptisch. „Ich weiß nicht, ob es sicherer ist. Es hängt auch von den Bedingungen ab“, meint Doppel-Olympiasiegerin Höfl-Riesch. Bei weicher Piste könne es ein „ziemliches Gewürge“ sein.

Auch wenn mit den neuen Ski weitere Kurvenradien als zuletzt gefahren werden müssen, rechnet zumindest auf lange Sicht keiner mit einer durcheinandergewirbelten Rangfolge der Favoriten. So will Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg mit einem starken Auftakt Schwung für den dritten Triumph nacheinander in der Disziplinwertung nehmen - ein Kunststück, das ihr nach Katja Seizinger (Abfahrt/Super-G) erst als zweiter Deutschen gelingen würde.

„Es ist immer schön, wenn man eine Kugel mit nach Hause nehmen kann. Ich habe gute Erinnerungen, deshalb freue ich mich sehr“, meint Rebensburg, die beim Gletscherrennen auf 3000 Meter vor zwei Jahren ihren Premieren-Sieg im Weltcup feierte.

In der Vorsaison musste sich die Olympiasiegerin um 4/100 Sekunden gegen Vonn geschlagen geben - nun gibt selbst die amerikanische Dauerdominatorin zu, vor dem Start ein wenig nervös zu sein. „Ich habe ein bisschen Angst, es gibt neue Regeln, neue Ski. Ich weiß nicht wo ich stehe“, berichtete Vonn.

Beim Werbetermin ihres Ausrüsters traf sie in Sölden eine Etage über einem Erlebnisbad diesen Weltcup-Winter erstmals öffentlich auf ihre größte Konkurrentin Höfl-Riesch. Vor einem Jahr herrschte dort nach einem öffentlich ausgetragenen Streit noch Eiszeit, nun umarmten sich beide wie zu ihren Zeiten als beste Ski-Freundin und steckten tuschelnd die Köpfe zusammen. „Wenn die Lindsey auch nur annähernd da anknüpft, wo sie letztes Jahr aufgehört hat, dann glaube ich hat keiner eine Chance“, erklärte Höfl-Riesch zurückhaltend.

Wenn die Partenkirchenerin am Samstag das schulterfreie, lila Top, nebst silber-glänzendem Sponsorenschriftzug und Hochsteckfrisur gegen ihr Rennoutfit tauscht, sei die „Erwartungshaltung gedämpft“, meinte Höfl-Riesch angesichts einer gerade erst überstandenen Erkältung. „Es ist keine große Enttäuschung, wenn es nicht so laufen sollte.“

Auch wenn die Vorbereitung für Fritz Dopfer mit einer Blessur am Daumen ebenfalls nicht optimal verlief, blickt der nach Felix Neureuthers Ausfall einzige deutsche Top-Techniker zuversichtlicher auf sein Rennen am Sonntag. „Die Vorfreude ist sehr, sehr groß“, sagte der zweimalige Podestfahrer über seinen ersten Saisonauftakt in der Spitzen-Startgruppe der weltbesten Athleten. „Ich hatte 40 Trainingstage auf den neuen Ski, die meisten waren durchweg positiv.“

Bei zu erwartendem Neuschnee von 25 Zentimeter steht die erste Bewährungsprobe für das Material zuvor bereits beim Damen-Rennen an. Dabei können Höfl-Riesch und Vonn nicht mit ihren bevorzugten Ski an den Start - vor rund drei Wochen präzisierte die FIS ihre Regeln und verbot damit de facto das am Ski-Ende schräg zulaufenden Head-Modell. „Das ist nicht zu akzeptieren“, wütete Firmenchef Johan Eliasch über die Entscheidung im Materialkrimi.

Auch wenn Höfl-Riesch darauf verweist, dass sich „fünf Jungs“ mit den neuen Ski schon in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zugezogen hätten, wird es für ein Urteil selbst nach Sölden noch viel zu früh sein. „Man muss zwei, drei Jahre warten“, sagt der deutsche Herren- Cheftrainer und frühere Wissenschaftskoordinator Karlheinz Waibel und verweist unter anderem auf den höheren Kraftaufwand. „Wenn ich an einem Schräubchen drehe, verlagere ich dann die Verletzung oder bekomme ich es damit in den Griff?“

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