Nie war es so knapp im Ski-Weltcup

Vier Abfahrer binnen zwei Hundertstelsekunden, zwei zeitgleich auf dem ersten Platz: Solch ein enges Ende hatte es nie zuvor bei einem Herren-Rennen im Ski-Weltcup gegeben. Mit Platz elf setzte Stephan Keppler ein „Ausrufezeichen“ und erfüllte die halbe Norm für die WM.

Bormio/München (dpa) - Knapp, knapper, Bormio. Das Wimpernschlagfinale mit der engsten Herren-Entscheidung im alpinen Ski-Weltcup überhaupt sorgte für große Begeisterung. „Da fällt einem nur ein, dass die Herren sensationellen Sport abliefern“ schwärmte der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier, „denn wenn man sich auf 1000 Höhenmetern und 3,2 Kilometern Streckenlänge und unter so schweren Bedingungen am Schluss nur um Hundertstel trennt, dann muss man sagen, dass die Jungs wirklich eine geile Performance bieten.“ Die ersten vier Skirennfahrer binnen zwei Hundertstelsekunden - das gab es noch nie in der Historie des 1967 eingeführten Weltcups.

Der Österreicher Hannes Reichelt und der Italiener Dominik Paris gewannen zeitgleich die Abfahrt im italienischen Bormio, nur eine Hundertstelsekunde dahinter kam der Norweger Aksel Lund Svindal auf Rang drei ins Ziel. Vierter wurde der Österreicher Klaus Kröll, nur eine weitere Hundertstelsekunde hinter dem Podest. „Da fühlt man sich ein bisschen wie der Depp vom Tag“, haderte der Österreicher.

Dagegen freute sich Stephan Keppler als bester Deutscher. Mit Rang elf erfüllte er die halbe Norm für die Titelkämpfe in fünf Wochen in Österreich und fuhr sein bestes Weltcup-Ergebnis seit Januar 2012 ein. „Jetzt können Wengen und Kitzbühel her“, sagte der 29-Jährige. Nach den „Verletzungsnachwehen“, so Maier, zeige Keppler einen „vernünftigen Formanstieg“. Er sei „ganz happy darüber, dass der Stephan jetzt einmal so ein Ausrufezeichen gesetzt hat.“ Von Andreas Sander hatte sich Maier dagegen mehr als nur Rang 32 erhofft.

Von einem Duell an der Spitze kann man dagegen nicht mehr erwarten als beim Hundertstel-Krimi vom Samstag. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, gestand der Gesamtweltcupführende Svindal. Bei seiner Zieleinfahrt, einem Rückstand von 0,01 Sekunden und dem angezeigten dritten Rang vermutete der Super-G-Olympiasieger gar erst einen Fehler auf der Anzeigetafel: denn der Minimal-Rückstand hätte doch zumindest für Rang zwei reichen müssen. „Aber ich bin schon zufrieden, ich war heute immerhin der Drittschnellste“, sagte der wegen Erkrankung geschwächte Norweger, der nach 3270 Metern offiziell 28 Zentimeter hinter den Siegern lag.

Bei den Herren gab es nie zuvor eine engere Weltcup-Entscheidung. Lediglich bei den Damen war es schon noch knapper. Beim Super-G in Hafjell/Norwegen im Jahr 2006 waren drei Skirennfahrerinnen auf dem ersten Rang platziert. Damals gewannen Michaela Dorfmeister (Österreich), Nadia Styger (Schweiz) und die dort noch unter ihrem Mädchennamen Kildow startende Lindsey Vonn (USA). Auf Rang vier und Kelly Vanderbeek (Kanada) betrug der Abstand nur eine Hundertstel.

Die knappste Weltcup-Entscheidung bei den Herren hatte es im März dieses Jahres gegeben. Da siegte Kröll zeitgleich mit dem Schweizer Beat Feuz beim Super-G in Kvitfjell/Norwegen. Als Dritter lag der Norweger Kjetil Jansrud 0,03 Sekunden zurück. Noch enger war es bei einer WM gewesen. Den WM-Super-G 1999 in Beaver Creek hatte Hermann Maier zusammen mit dem Norweger Lasse Kjus gewonnen, nur eine Hundertstelsekunde dahinter wurde Hans Knauß Dritter. Diesmal durfte sich dieser am ORF-Mikrofon über den ersten österreichischen Speedsieg im WM-Winter freuen.

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