Reha statt Rennen: Stechert wird es „langweilig“

Gröden (dpa) - Wenn der Weltcupzirkus zum ersten Mal in dieser Saison mit seinen Speed-Disziplinen in Europa haltmacht, wird Tobias Stechert vor dem Fernseher sitzen.

Seinem herausragenden fünften Platz in der Abfahrt von Lake Louise folgte in Beaver Creek Anfang des Monats eine Zwischenzeit mit Kurs auf Rang drei - und dann das jähe Aus. Prellung des Fibula-Köpfchens, Knorpelverletzung im linken Knie, Operation. Aber auch: Glück im Unglück.

„Ich bin heilfroh, dass sich die erste Prognose Kreuzbandriss nicht bewahrheitet hat. Das ist ein Segen. Ich weiß, dass ich sauschnell war und da komm ich auch wieder hin“, sagt Stechert. Die Leistungen in Nordamerika waren wichtig für ihn, sie geben ihm in der Reha Motivation. Sie waren aber auch wichtig für den Deutschen Skiverband. „Die Leistungen von Tobi hatten einen sehr guten Einfluss auf die Fahrer der Jahrgänge '91, '92 und '93“, sagt Alpin-Direktor Wolfgang Maier und sieht eine „klassische Sogwirkung“. Das Trainingslager der Nachwuchskräfte in Copper Mountain, das die jungen Athleten bis auf den Flug selbst zahlen, habe ihn in dieser Einschätzung bestärkt. „Da kommt eine Generation, die will.“

Zwei Vertreter bekommen am Freitag beim Super-G und am Samstag bei der Abfahrt ihre Weltcup-Chance, da neben Stechert auch Josef Ferstl die Reise nach Nordamerika nicht unbeschadet überstanden hat. Er wird wegen seiner Gesichts- und Zahnverletzungen in diesem Jahr voraussichtlich kein Rennen mehr fahren.

Marvin Ackermann und Philipp Zepnik sind von Karlheinz Waibel für den Kader in Südtirol nominiert worden. „Ackermann und Zepnik haben zuletzt bei den NorAm-Rennen in Copper Mountain/USA gute Leistungen gezeigt“, begründet der Herren-Bundestrainer seine Entscheidung. Stechert freut sich für seine Trainingspartner aus dem Allgäu: „Für mich taugt das schon, mit Ackermann und Zepnik hab ich immer eine Mordsgaudi. Da geht schon was, die haben keinen Druck und fahren gut Ski.“

Von Andreas Sander und Stephan Keppler werden gute Ergebnisse schon eher erwartet, aber Waibel relativiert das. „Generell liegt uns die Strecke in Gröden, allerdings reisen wir in diesem Jahr mit einer deutlich erschwerten Ausgangssituation zu den Rennen.“ Keppler arbeite nach seinen Kniebeschwerden parallel zu den Wettkämpfen weiter an seiner Form. Für Sander sei es möglich „Spitzenresultate zu erzielen, wenn er es schafft, in den Rennen an sein persönliches Limit zu gehen“.

Die Grenzen aufgezeigt bekommt Stechert momentan beim Blick auf seinen Körper - der Oberschenkelumfang schrumpft bereits. „Es ist echt grausam, da zuzuschauen.“ Trotzdem dürfe man „nichts über das Knie brechen“, sagt Maier. Eine „indirekte Chance“ auf die Weltmeisterschaft im Februar bestehe, „aber das schmeißt dich schon zurück“. Für den 27-Jährigen ist „die WM natürlich ein Wunsch“. Ob es mit einem Start in Schladming aber klappt, könne er noch nicht abschätzen. „Aber ganz unabhängig davon will ich so schnell es geht wieder fit werden, damit ich wieder was machen kann. Langsam wird's langweilig auf der Couch.“

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