Schwieriger Winter für Vonn - „Die Energie ist zurück“

St. Anton (dpa) - Eine Hoffnung bei der Weltcup-Rückkehr von Lindsey Vonn wurde am Freitagmorgen enttäuscht. Das zweite Abfahrtstraining auf der anspruchsvollen Strecke in St. Anton fiel aus. Starker Schneefall am Arlberg machte der viermaligen Gesamtweltcupsiegerin einen Strich durch die Rechnung.

Irgendwie passte die Absage des letzten Testlaufs für die Abfahrt am Samstag in eine bislang missglückte Saison des amerikanischen Ski-Superstars. Zwei Pausen, nur Rang sieben im von ihr sonst dominierten Gesamtklassement, körperliche und psychische Probleme: Der WM-Winter scheint das schwierigste Jahr der Karriere für die 57-malige Siegerin im alpinen Weltcup zu sein.

Drei Wochen vor den Weltmeisterschaften in Schladming ist Vonn nicht die Gejagte und voller Selbstvertrauen, sondern nur eine von vielen Verfolgerinnen der überragenden Tina Maze. Inzwischen beträgt der Rückstand auf die Slowenin schon 725 Punkte und die 28-jährige Vonn liegt sogar noch hinter ihrer erst 17 Jahre alten Teamkollegin Mikaela Shiffrin. Eine ungewohnte Situation für die Olympiasiegerin, die sich in Österreich aber stark fühlt: „Ich bin wieder stark und bereit, Rennen zu fahren. Die Energie ist zurück.“

Viel musste sie darum in diesem Winter schon kämpfen. Statt beim ersten Slalom in Levi um die Torstangen zu jagen, lag sie mit rätselhaften Darmproblemen im Krankenhaus. Ihr erstes Abfahrts-Aus seit knapp sechs Jahren musste Vonn im Dezember ausgerechnet an dem Tag hinnehmen, als in einem Interview die psychischen Probleme der Dauer-Strahlefrau publik gemacht wurden. „Leer, wie ein Zombie“, habe sie sich einst gefühlt, Medikamente nehmen müssen, sich in den Sport geflüchtet.

Mit gesundheitlichen Gründen begründete die Amerikanerin dann auch ihre knapp vier Wochen andauernde Auszeit vom Weltcup-Zirkus. „Lindseys Pause hat nichts, gar nichts mit dem Thema Depressionen zu tun, es ging nur darum, dass sie sich körperlich komplett erholt“, betonte Trainer Alexander Hödlmoser. In der Pause ließ sich Vonn auch von ihrem ehemaligen Trainer und Ehemann Thomas Vonn scheiden.

Zuletzt war Vonn am 16. Dezember in Courchevel angetreten, im ersten Lauf des Riesenslaloms aber ausgeschieden. Die folgenden sechs Rennen ließ sie aus. „Nachdem ich krank gewesen bin, hatte ich einfach keine Kraft mehr in den Beinen. Es war ein Punkt, an dem du einfach auf den Körper hören musst“, berichtete Vonn nun nach dem Trainingslauf in Österreich. Als 24. hatte sie knapp vier Sekunden Rückstand auf die Schnellste, Lara Gut aus der Schweiz. Die letzten Meter fuhr Vonn allerdings dabei aufrecht und verschlechterte so ihre Zeit.

„Sie ist lange nicht Ski gefahren. Zum Wiederanfangen ist das auch für Lindsey nicht gerade ein Honigschlecken“, sagte Maria Höfl-Riesch, einst Vonns beste Ski-Freundin und nach ein paar Querelen nun Wieder-Freundin im Weltcup. „In Kombination mit der Sicht und der Schwierigkeit des Geländes ist das schon das Brutalste, das ich gefahren bin auf der Abfahrtseite.“

Trotz des vorsichtigen Herantastens glaubt die Konkurrenz, dass die alles überragende Speedfahrerin Vonn bei der anspruchsvollen Abfahrt in St. Anton wie im Jahr 2007 wieder ganz vorne landen kann. Und trotz aller Rückschläge fuhr sie auch in dieser Saison in Abfahrt und Super-G je zweimal ganz an die Spitze. „Ich weiß, wie sehr sie sich darauf freut, wieder mitzufahren - und das bei deutlich besserer Physis“, verriet Hödlmoser.

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