Tour de Ski als Höhepunkt und Fingerzeig

Oberhof (dpa) - Die Vorstartnervosität ist selbst den besten Skilangläufern der Welt anzumerken. Auch die siebte Auflage der Tour de Ski, die traditionell in Oberhof mit einem Prolog startet, strahlt einen unnachahmlichen Reiz aus.

Die Hoffnung, am Dreikönigstag als Erster mit der Landesfahne in der Hand über den Zielstrich auf der Alpe Cermis zu laufen, 400 Weltcup-Punkte und das satte Preisgeld von gut 75 000 Euro kassieren zu können, tragen nicht wenige Athleten mit sich herum.

Für viele der rund 180 Starter ist die Tour der Jahreshöhepunkt. Die Großen der Szene nutzen das Sieben-Etappen-Rennen durch Deutschland, die Schweiz und Italien, um sich noch einmal vor den Weltmeisterschaften ab Mitte Februar einem Härtetest zu unterziehen.

Das gilt vor allem für die deutschen Läufer. Die Gesamtsiege bei Damen und Herren sind außer Reichweite, soviel scheint klar. Selbst der Vachendorfer Tobias Angerer, immerhin Tour-Premierensieger, will sich nicht auf einen Platz im Gesamtklassement festlegen. „Ich denke von Tag zu Tag und von Etappe zu Etappe. Es gibt zu viele Unwägbarkeiten, die man nicht vorher einkalkulieren kann“, meint der Schützling von Bundestrainer Frank Ullrich, dem man noch am ehesten ein Ergebnis unter den besten zehn, vielleicht sogar unter den Top-Sechs zutrauen möchte.

Ullrich selbst versucht seinen Athleten den Erwartungsdruck von außen zu nehmen. „Für uns sind aktuell alle Rennen wichtig, um weiter an unserer Wettkampfhärte arbeiten zu können. Das lässt sich im Training nur sehr eingeschränkt simulieren. Insofern nehmen wir die Tour zwar ernst, wollen es aber auch nicht überbewerten, falls es mal nicht so laufen sollte. Wir haben gesehen, dass wir in der Lage sind, in die Top-10 zu kommen“, sagt der Coach und verweist auf das Beispiel Tim Tscharnke.

Der Biberauer hatte in Kanada völlig überraschend den Massenstartwettbewerb gewonnen und war im Sprint als Vierter nur ganz knapp am Podest vorbeigeschrammt. „Ich war im vergangenen Jahr auch schon in einer ähnlichen Form, aber damals hatte leider die Material-Komponente bei der Tour nicht gepasst. Ich wäre mit Ergebnissen unter den Top-10 sicherlich durchaus zufrieden“, sagt der Thüringer. Vor allem bei den beiden Heimrennen möchte er entscheidende Akzente setzen. „Wichtig ist, dass ich gesundbleibe, dann regelt sich der Rest von alleine“, meint er.

Auch sein Vorbild Axel Teichmann denkt so. Der Bad Lobensteiner musste wegen Herzrhythmusstörungen auf die Weltcup-Starts in Kanada verzichten, darf nach eingehenden medizinischen Untersuchungen aber starten. „Ich muss einfach schauen, wie es in den ersten Rennen bei der Tour läuft. Eigentlich wollte ja schon vor Weihnachten die Qualifikationsnorm für die WM in der Tasche haben - das versuche ich jetzt in der nächsten Woche zu realisieren“, bemerkt der Routinier, der sich wieder fit und in einer ansprechenden Form fühlt.

Ob die deutschen Hoffnungen mit dem dreimaligen Toursieger Dario Cologna (Schweiz) und dessen Herausforderer Petter Northug (Norwegen) mithalten können, bleibt abzuwarten. Ein Angriff auf die beiden Favoriten ist vor allem von den Russen und Schweden zu erwarten, die sich im Saisonverlauf bislang sehr stark präsentierten.

Bei den Damen freut sich besonders Katrin Zeller auf die Tour. „Wenn ich wieder in die Top-10 laufen könnte, wäre das super, aber mit einem Ergebnis unter den besten 15 wäre ich auch schon sehr zufrieden. Ich versuche, mir keinen Druck zu machen, denn um vorne mit dabei zu sein, darf man sich bei der Tour keinen schlechten Tag erlauben“, meinte die Gesamtsechste des Vorjahres.

Ohne die nach Herzrhythmusstörungen mit einem Startverbot belegte Norwegerin Marit Björgen scheint der Weg für Justyna Kowalczyk frei zu sein. Die Polin gewann die vergangenen drei Auflagen der Tour und sollte als beste Allrounderin im Feld kaum zu bezwingen sein.

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