Überraschend: Ullrich wird Langlauf-Bundestrainer

Planegg (dpa) - Frank Ullrich ist zurück auf der großen Wintersportbühne. Zwei Jahre nach seinem Rücktritt als Bundestrainer der Biathlon-Männer kehrt der 54-Jährige völlig überraschend in neuer Funktion zurück: Als Langlauf-Bundestrainer.

Ullrich tritt damit die Nachfolge des im März zurückgetretenen Jochen Behle an. Keine leichte Aufgabe, denn die in die Jahre gekommenen einst so erfolgreichen Athleten des Deutschen Skiverbandes werden noch immer an Medaillen und Platzierungen gemessen. Erst recht bei den bevorstehenden Weltmeisterschaften in Val di Fiemme und den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi.

„Ich bin mir sicher, dass Frank Ullrich mit seiner Erfahrung und seinem Fachverstand auch im Langlauf-Bereich für neue Impulse sorgen wird“, sagte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller.

Ullrich weiß, worauf er sich einlässt. Der erfolgreichste Biathlon-Trainer der DSV-Geschichte ließ sich mit seiner Entscheidung pro Langlauf lange Zeit, obwohl er schon direkt nach Behles überraschendem Abgang als Wunschkandidat Nummer eins von Pfüller galt. Erst nach Gesprächen mit den Disziplintrainern Cuno Schreyl und Bernd Raupach (Männer) sowie Janko Neuber (Frauen) gab er sein Okay für genau die Funktion, die er wohl auch im Biathlon gern eingenommen hätte, die aber an Uwe Müssiggang ging.

„Das war keine einfache Entscheidung. Das ist aber eine tolle Herausforderung, die ich sehr gerne und mit vollem Einsatz annehme“, erklärte Ullrich. Nun will er gemeinsam mit den anderen Trainern die notwendigen strukturellen und trainingsmethodischen Weichen stellen, „um möglichst rasch an die tollen Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen zu können. Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren haben wir einige Sportler in unseren Reihen, die ihr Potenzial sicher noch etwas besser ausschöpfen können“.

Mit Ullrich als Cheftrainer werden auch neue Trainingskonzepte in den Langlauf Einzug halten, mit denen der Thüringer bis 2010 erfolgreich war. Zu denen gehört vor allem ein intensives Höhentraining, so wie es vor allem die Norweger und Schweden seit Jahren praktizieren. Und wie es die beiden „Alten“ im Langlauf-Lager, Axel Teichmann (Bad Lobenstein) und Jens Filbrich (Frankenhain) seit einem Jahr probieren. Denn sie suchten sich nach ihrem Ausstieg aus der Oberhofer Trainingsgruppe von Schreyl und dem Gang in die „Selbstständigkeit“ Ullrich als Berater.

Auch wenn nicht alles klappte, was sie sich von der abgelaufenen Saison erträumt hatten, waren sie nicht unzufrieden. Immerhin holte Teichmann sogar wieder einen Weltcup-Sieg. „Er ist unbestritten einer der besten Methodiker, die der Verband hat. Meine Erfahrungen mit ihm sind sehr gut“, sagte Teichmann der Nachrichtenagentur dpa über Ullrich. Spannend dürfte sein, ob es dem als kompromisslos geltenden Ullrich gelingt, die Langläufer wieder zu einem harmonischen Team zu formen.

Ein weiterer, für den DSV nicht unwichtiger Aspekt, dürfte mit der Verpflichtung von Ullrich Gestalt annehmen. Eine engere Kooperation zwischen Biathlon und Langlauf. Vor allem bei der läuferischen Ausbildung der Biathleten und hier besonders im weiblichen Bereich gibt es Schnittstellen. Da könnte die Verbindung Ullrich/Müssiggang schnell Früchte tragen. Und ein Sportarten-Springen von talentierten Athleten beider Disziplinen leichter möglich machen.

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