DSV-Adler wollen bei Tournee hoch hinaus

Frankfurt/Main (dpa) - Nach zehn mageren Jahren sind die deutschen Ski-Adler hungrig auf eine fette sportliche Ausbeute bei der Vierschanzentournee.

Mit dem stärksten Team seit den Glanztagen von Sven Hannawald und Martin Schmitt wollen die DSV-Springer den favorisierten Österreichern das eine oder andere Schnippchen schlagen und ihren Höhenflug im WM-Winter vorläufig krönen. „Wir wollen einen Podestplatz oder im besten Fall sogar einen Tagessieg landen. Das wäre ein Zeichen der Weiterentwicklung“, verkündete Bundestrainer Werner Schuster das Ziel.

Severin Freund, Richard Freitag und Andreas Wellinger: Schuster schickt gleich drei Top-Springer ins Rennen. Die Erfolge des Trios im bisherigen Saisonverlauf und die guten Anschlussleistungen von Michael Neumayer, Andreas Wank und Karl Geiger haben das Selbstvertrauen im deutschen Lager enorm gestärkt. „Ich bin dankbar, dass wir unsere Qualitäten so einbringen konnten vom Saisonstart weg. Es spricht nichts dagegen, dass wir das bei der Tournee weiterführen“, erklärte Schuster.

Er bringt eine verschworene Truppe an den Start, die prächtig harmoniert und sich gegenseitig pusht. „Es ist eine Fügung, dass sich Sportler gut verstehen und gut kooperieren. Wir versuchen, das von der Trainerseite zu fördern. In letzter Konsequenz hängt es aber von den Charakteren ab. Im Moment ist es ein sehr angenehmes Arbeiten mit den Sportlern“, beschrieb Schuster die komfortable Situation.

Die Stärke der Mannschaft ist ihre flache Hierarchie. Einen Chef gibt es nicht. „Es wäre absolut unauthentisch, wenn wir jetzt anfangen würden, du bist der Leader, du bist es nicht und du musst das und das machen“, bestätigte Freund. Der 24 Jahre alte Bayer steht als derzeit bester deutscher Skispringer zwar im Fokus, eine Sonderrolle beansprucht er deshalb aber nicht für sich. „Es funktioniert am besten, wenn wir alle miteinander arbeiten“, meinte der zweimalige Saisonsieger und flachste: „Meine Tasche trägt sowieso keiner.“

Dennoch ist der Gesamtzweite im Weltcup der sportliche Fixpunkt, an dem sich die anderen orientieren. „Für mich ist es jetzt schön zu sehen, dass aus unserem Team Leute mit Leichtigkeit und Freude vorne reinspringen. Das steckt an“, erzählte Freunds Zimmerkollege Freitag. Der Sachse hat in diesem Winter zwar etwas von seiner Leichtigkeit aus dem Vorjahr eingebüßt. Dafür ist in dem erst 17 Jahre alten Wellinger ein Neuling von Null auf Hundert durchgestartet. „Er geht mit Leichtigkeit und einer gewissen Unbeschwertheit an die Dinge heran“, lobte Schuster den Shootingstar.

Wellinger gibt die Komplimente lieber an die etablierten Kollegen weiter. „Wie sie Danny (Queck), Karl (Geiger) und mich aufgenommen haben, war sehr freundschaftlich. Wenn wir im Team unterwegs sind, ist es eine super Stimmung. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich jetzt der Junge bin, sondern dass wir alle gut zusammen halten. Das ist auch mit ein Grund, weshalb wir in der Teamleistung so stark sind“, beschrieb der Youngster das neue Wir-Gefühl.

Das soll die DSV-Adler auch bei der Vierschanzentournee beflügeln, nachdem die Hausaufgaben in den Bereichen Athletik, Technik und Material in den vergangenen Jahren ordentlich erledigt wurden. „Uns eint das gemeinsame Ziel. Wir haben ein Ambiente, in dem die Leute ihr Leistungspotenzial auch ausschöpfen“, sagte Schuster.

Von einem Tournee-Triumph wagt er jedoch (noch) nicht zu träumen: „Wenn wir auf dieser Leiter die nächsten Schritte künstlich beschleunigen wollen, dann werden wir irgendwann auf der Sprosse mal ins Leere treten. Wir müssen Schritt für Schritt vorangehen. Deshalb sagt mir mein Instinkt, dass es total falsch wäre, die Zielsetzung zu verändern. “

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