Freund beim Saisonfinale in Planica Zweiter

Planica (dpa) - Severin Freund stand trotz des knapp verpassten Sieges beim hochklassigen Weltcup-Finale lächelnd im Dauerregen von Planica. Glückselig ließ Deutschlands Top-Skispringer die beste Saison seiner Karriere Revue passieren.

Freund beim Saisonfinale in Planica Zweiter
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In einem spannenden Wettbewerb musste der 25-Jährige lediglich dem Slowenen Peter Prevc den Vortritt lassen, der Freund damit in der Gesamtwertung noch auf Rang drei verdrängte. Die Freude des Bayern konnte dies aber nicht trüben. „Für uns beide ist der Platz auf dem Podest sehr, sehr schön. Ob man dann Zweiter oder Dritter ist, macht keinen Unterschied. Der dritte Gesamtrang ist eine große Motivation“, sagte Freund.

Nach dem olympischen Team-Gold und dem Triumph bei der Skiflug-WM fehlten Freund zum siegreichen Schlusspunkt einer überragenden Saison nur 2,9 Punkte. Nach 136 Metern im ersten Durchgang egalisierte er im Finale mit 141 Metern den Schanzenrekord, den Prevc jedoch umgehend mit einem grandiosen Satz auf 142 Meter schraubte. „Ich habe einen ausgepackt, aber er hat noch einmal kontern können. Wenn einer so kontert, muss man neidlos anerkennen, dass er heute der Bessere war“, erklärte Freund. Dritter wurde der Norweger Anders Bardal vor Kamil Stoch aus Polen. Der Doppel-Olympiasieger hatte sich bereits am Freitag den Weltcup-Gesamtsieg gesichert.

Nach einem überragenden Schlussdrittel der Saison verabschiedete sich Freund mit einem guten Gefühl in den Urlaub. „Dieser Winter war grandios. Ich habe mich von Jahr zu Jahr gesteigert und bin jetzt noch einmal diesen Schritt vorangekommen, den ich mir vorgenommen und erhofft hatte. Jetzt nehme ich den Gesamtsieg im Weltcup ins Visier. Das ist das Größte, was man als Skispringer erreichen kann“, sagte Freund.

Fünf Saisonsiege und fünf zweite Plätze katapultierten ihn als ersten deutschen Skispringer seit elf Jahren in die Top 3 der Gesamtwertung. 2002/03 war Sven Hannawald Zweiter geworden. Freunds verdienter Lohn waren mehr als 120 000 Euro allein an Weltcup-Prämien. „Man kann nur den Hut ziehen vor ihm. Severin ist extrem konstant. Er hat zum ersten Mal eine Saison unter den besten Drei beendet und gute Chancen, in den nächsten Jahren vielleicht sogar einmal die große Kristallkugel zu gewinnen“, erklärte Bundestrainer Werner Schuster. Das war zuletzt Martin Schmitt vor 14 Jahren gelungen.

Schuster, der Freund in die Weltklasse führte, wird den Prozess auf jeden Fall weiter begleiten. „Das Projekt ist mir ans Herz gewachsen. Ich denke derzeit nicht an ein Neues. Mein Vertrag läuft bis 2015. Die WM in Falun gehört in diesen Zyklus“, stellte er klar. Zwar habe das Amt bisher sehr viel Kraft gekostet, doch der Österreicher sieht seine Mission noch nicht abgeschlossen: „Es ist sehr hilfreich, dass wir jetzt auch große Titel gewonnen haben. Die geben Auftrieb und müssen nicht die letzten gewesen sein.“

Für die Zukunft wird es darauf ankommen, weitere Springer auf Dauer in der Weltspitze zu etablieren. Andreas Wellinger, der nach Olympia-Gold und Rang neun im Gesamt-Weltcup von einer „fantastischen Saison“ sprach, und Richard Freitag kommen dafür am ehesten infrage. „Richards Saison tat weh. Sein System ist irgendwie in die Sackgasse geraten“, bilanzierte Schuster und formulierte für den bevorstehenden WM-Winter ein hohes Ziel: „Richard hat mindestens die gleichen Möglichkeiten wie Severin, wenn nicht sogar die besseren.“

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