Mittelkürzungen gefährdet Damen-Skispringen

Planica (dpa) - Mit einem Hilferuf hat Bundestrainer Andreas Bauer am Ende des erfolgreichen Olympia-Winters seiner Sorge um die Zukunft des Damen-Skispringens Ausdruck verliehen.

Mittelkürzungen gefährdet Damen-Skispringen
Foto: dpa

Angesichts drohender Mittelkürzungen im Deutschen Skiverband (DSV) und im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sieht der Coach das Aufbauprojekt in der noch jungen Sportart, die sich nach dem Olympiasieg von Carina Vogt eigentlich im Aufwind wähnte, stark gefährdet.

„Wir müssen dramatisch einsparen. Sowohl die Fördermittel des DOSB an die Olympiastützpunkte werden gekürzt als auch unser Etat im DSV. Es ist traurig, wenn man etwas aufgebaut und gestaltet hat, wenn sich Erfolge eingestellt haben und dann keiner weiß, wie es weitergehen soll“, sagte Bauer der Nachrichtenagentur dpa und drohte indirekt sogar mit einem Rücktritt: „Ich werde mit Sicherheit kein Reiseleiter im Winter sein, wenn ich im Sommer keine Trainingslager machen und die Athletinnen nicht aufbauen kann.“ Der Olympiastützpunkt Bayern habe bereits seine Zusammenarbeit aufkündigen müssen, so Bauer.

Der DSV weiß um das Dilemma, denn die Etatkürzungen um rund zehn Prozent betreffen alle Sparten im Verband. Besonders hart trifft es aber die neuen Sportarten, zu denen unter anderen Freestyle, Skicross und eben auch Damen-Skispringen zählen. „Aufgrund gewisser Probleme, die sich durch den Ausfall einiger Wettkämpfe in diesem Winter ergeben, haben wir leider nicht mehr das selbe Budget wie im Vorjahr zur Verfügung. Das ist bitter“, bestätigte Horst Hüttel, Sportlicher Leiter für Skisprung und Nordische Kombination, im ZDF.

Der Verband habe daher beim Bund beantragt, „die Mittel für das Projekt neue Sportarten zu erhöhen“ und hoffe auf eine Bewilligung. „Es wäre komplett bescheuert, wenn man jetzt daran denken würde, die Mittel zurückzufahren. Diesen Fehler hat der DSV schon einmal vor zehn, zwölf Jahren bei den Männern gemacht. Den wollen wir nicht noch einmal machen“, erklärte Hüttel.

Die Zukunftsängste trübten ein wenig die Partystimmung beim Weltcupfinale in Planica, wo Überfliegerin Sara Takanashi aus Japan am Samstag ihren 15. Saisonsieg feierte und danach die Große Kristallkugel in Empfang nahm. Als Gesamtzweite wurde Olympiasiegerin Vogt geehrt, die wegen einer langwierigen Knieverletzung passen musste.

An diesem Montag wird die 22-Jährige operiert. „Es ist kein großer Eingriff. Ich denke, dass ich in drei Monaten wieder fit sein werde und ganz normal ins Sommertraining einsteigen kann“, erklärte sie. Viel mehr Sorgen macht sich Vogt um die Finanzierung ihrer Sportart. „Ich hoffe, dass die Förderung Bestand hat. Viel mehr kürzen kann man bei uns nicht“, verdeutlichte sie den Ernst der Lage.

Das Thema wird auch bei der Cheftrainer-Klausurtagung des DSV Anfang April eine große Rolle spielen. Hüttel versprach zumindest, „dass es im Spitzenbereich an nichts fehlt. Das ist unser Aushängeschild.“ Allein stehe man auf Dauer jedoch auf verlorenem Posten: „Natürlich stoßen wir an Grenzen, denn der Sport wird immer teurer. Der Bund muss sich fragen: Will er den Spitzensport, oder will er ihn nicht? Wir hoffen, dass die Vorzeichen noch umgedreht werden können, damit es wie bisher weitergehen kann.“

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