Skiflug-WM: Wind stoppt deutsche Springer

Vikersund (dpa) - Ein heftiger Sturm hat Severin Freund bei der Skiflug-WM aus der Pole Position geblasen und die deutschen Skispringer um einen glänzenden Auftakt gebracht. Mit kühlem Kopf trotzten die DSV-Adler dem Wetter-Chaos in Vikersund und standen am Ende des ersten Tages doch mit leeren Händen da.

Nach über einstündiger Pause brach die Jury am Freitag den ersten Durchgang wegen zu starken Windes ab und brachte Freund damit um eine hervorragende Ausgangsposition im Kampf um die Medaillen. Der 23-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt bei nur noch fünf ausstehenden Springern mit der persönlichen Bestleistung von 220,5 Meter in Führung gelegen. „Natürlich ist das schade, weil es eine gute Ausgangslage für mich gewesen wäre. Aber der schöne Flug bleibt mir. Jetzt geht es eben morgen noch mal von vorn los“, sagte Freund.

Zuvor hatte er auf der größten Schanze der Welt eine Klasseleistung abgeliefert. „Der Sprung war sogar ein bisschen spät und aufgerissen, aber hier gibt es sowieso nur eines: Durchziehen, drüber über den Ski und dann Gas geben. Das hat funktioniert“, berichtete der Bayer nach seinem tollen Auftritt.

Glänzen konnte auch Maximilian Mechler, der sogar auf 222,5 Meter gesegelt war und überraschend auf Rang drei lag. Entsprechend zufrieden war der 28-Jährige aus Isny mit dem persönlichen Rekord: „Das ist ziemlich cool. Da hat sich die Warterei heute gelohnt.“

Auch Richard Freitag überzeugte mit persönlicher Bestleistung von 214,5 Metern. Andreas Wank landete bei 197,5 Metern. „Die Jungs haben tolle Sprünge gezeigt. Heute brauchte man ein riesen Herz und einen klaren Kopf. Ich bin stolz auf meine Jungs, mit welcher Leichtigkeit und Kaltschnäuzigkeit sie das bewältigt haben“, lobte Bundestrainer Werner Schuster. „Schade, dass die letzten Fünf nicht mehr springen konnten.“

Wie vor zwölf Jahren, als drei Tage kein Wertungsdurchgang durchgebracht wurde und sich Sven Hannawald erst am Montag zum Weltmeister kürte, wurden Athleten und Fans auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Weil der Wind mit Geschwindigkeiten von bis zu zwölf Metern in der Sekunde blies, wurde zunächst der Probesprung gestrichen und dann der Beginn des Wettkampfes um eine Stunde verschoben.

Als es endlich losging, zwangen die drehenden Winde die Jury immer wieder zu Unterbrechungen. Die deutschen Springer zeigten sich davon jedoch unbeeindruckt. „Wir haben ein bisschen Karten gespielt und versucht, so weit wie möglich wegzukommen vom Skispringen“, berichtete Freund.

Zum Schluss wurde es so gefährlich, dass der Jury keine Wahl blieb. „Ich habe noch nie in meinem Leben so eine Bremse oben kassiert und so viele Schläge in der Luft. Das war schon an der Grenze“, berichtete Titelverteidiger Simon Ammann aus der Schweiz. Und der Österreicher Gregor Schlierenzauer stellte fest: „Es sind einfach Bedingungen, die fürs Skifliegen nicht optimal sind.“

Das bekam besonders dramatisch Kamil Stoch zu spüren. Nachdem der als Mitfavorit gehandelte Pole völlig chancenlos bei 152,5 Meter abstürzte, wurde der Wettbewerb unterbrochen und am Ende nicht mehr fortgesetzt. Die Veranstalter hoffen nun, den Weltmeister am Samstag in drei Wertungsdurchgängen küren zu können.

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