Weltmeisterin Savchenko und Massot im Wartestand

Oberstdorf (dpa) - Während im sommerlichen Oberstdorf die Feriengäste flanieren, schinden sich Aljona Savchenko und Bruno Massot in der kühlen Eishalle. Ganz allein stehen sie mit ihrem kanadischen Choreographen Gary Beacom noch abends auf dem Eis, feilen an Schritten und Armbewegungen.

Weltmeisterin Savchenko und Massot im Wartestand
Foto: dpa

Dann wieder üben die fünfmalige Weltmeisterin und ihr französischer Partner Würfe, Hebungen, Einzelsprünge unter der Aufsicht ihres Trainers Alexander König. Ein paar Zuschauer spenden Beifall. Jeder sieht, hier reift ein neues Top-Paar heran, doch im Wettkampf antreten dürfen beide nicht.

Savchenko/Massot würden am liebsten Ende September bei der Nebelhorn Trophy im Allgäu starten, doch noch sind sie auf Eis gelegt und können nicht einmal in Shows auftreten, um Geld zu verdienen. Die vom Weltverband ISU vorgeschriebene Sperre von einem Jahr nach einem Verbandswechsel hat Massot seit April abgesessen. Doch der französische Verband verweigert nach wie vor die Freigabe.

„Einerseits haben wir viel zu tun, es wird uns nicht langweilig. Andererseits bremst uns diese Situation. Es hängen auch viele finanzielle Sachen von der Freigabe ab, man kann keine Sponsoren suchen. Es ist so, als ob einer auf der Schulter sitzt und es dir schwer macht“, sagt Savchenko, die mit Robin Szolkowy zweimal Olympia-Bronze gewann.

Die 31-Jährige war froh, in dem fünf Jahre jüngeren Massot einen Partner gefunden zu haben, mit dem sie ihren Traum vom Gold bei den Olympischen Spielen 2018 verfolgen kann. „Im Paarlauf ist es besonders schwer, einen Partner auf gleichem Niveau zu finden. Es ist wie in der Liebe. Wenn du nicht den richtigen in deinem Land findest, dann passt es halt nicht“, meint die Sportsoldatin, die vor zwölf Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam.

„Es ist eine mittlere Katastrophe, dass sie die Freigabe noch nicht haben“, schimpft König, bei dem das Duo seit November nach der Trennung von Ingo Steuer trainiert. „Sie gehen mit vorbildlichem Einsatz an die Arbeit und der französische Verband boykottiert sie. Das ist richtig unfair.“

Nachdem die Deutsche Eislauf-Union (DEU) vergeblich mit den Franzosen verhandelte, schaltete sie die ISU ein. „Was der französische Verband macht, widerspricht dem Geist der Regeln der ISU“, sagt DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf. „Es läuft eine rege Korrespondenz. Wir möchten das so schnell wie möglich hinbekommen.“ Der Weltverband hatte die Franzosen dazu aufgefordert, ein „freundschaftliches Angebot“ zu machen, so Dönsdorf. Stattdessen kam nur eine Auflistung, was in Massot investiert worden sei. Eine Summe will der Sportdirektor nicht nennen.

Jetzt ist wieder der Weltverband am Zug, hoffen die Deutschen. „Es muss im Interesse der ISU sein, dass es bei den Olympischen Spielen nicht nur Top-Paare aus Russland, China und Kanada gibt“, betont Dönsdorf.

Massot gibt sich kämpferisch: „Es zieht sich, die Wettkämpfe fehlen uns, aber wir haben keine Wahl.“ Sie wollen einfach weitermachen: „Wir sind noch da und wir werden da sein, bis wir siegen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort