Wolfgang Kleff: Eine Legende namens Otto

Wolfgang Kleff sammelte in seiner Karriere als Torwart Titel um Titel. Am Mittwoch wird er 65 Jahre alt.

Mönchengladbach. Das Schicksal hat ihm in den vergangenen Jahren manchen Streich gespielt, aber es widerspräche seiner Frohnatur, würde Wolfgang Kleff den Kopf hängen lassen. „Ich schaue nach vorne. Irgendwie geht es immer weiter“, sagt der frühere Torwart und Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach.

Morgen feiert „Otto“ Kleff seinen 65. Geburtstag. Im kleinen Kreis, ohne viel Tamtam: „Ich muss ja auf meine Gesundheit achten. Die steht an erster Stelle.“ Nach einem Schlaganfall und einer Herzoperation darf er sich keine großen Sprünge mehr erlauben: „Inzwischen hat sich das Leistungsvermögen meines Herzens immerhin von 20 auf 42 Prozent verbessert.“ Ein Defibrillator, der Kleff eingesetzt wurde, springt ein, falls sein Herz aus dem Takt gerät.

Der derzeitige Tabellenstand der Gladbacher Borussia ist Kleffs Gesundheitszustand sicher zuträglich. Der zweimalige Nationalkeeper, der stets im Schatten von Sepp Maier stand, blüht auf, wenn er die bisherigen Spiele des Favre-Teams beurteilt. „Die Jungs machen das richtig gut. Sie haben einen Supertrainer, gute Einzelspieler, und Torwart ter Stegen hat die Ruhe weg.“

Als ehemaliger Torhüter nimmt Kleff, der in der Bundesliga 433 Mal für Gladbach, Berlin, Fortuna Düsseldorf und Bochum zum Einsatz kam, Marc-André ter Stegen besonders unter die Lupe. „Ich war selbst ein guter Fußballer und im Tor jemand, der sich am Spiel beteiligt und Situationen vorausgesehen hat“, sagt Kleff, „ich glaube, dass Marc-André alle Voraussetzungen für eine große Karriere mitbringt. Er wirkt auf mich sehr souverän. Ein Torwart mit Ausstrahlung“

Den Borussen traut er in dieser Spielzeit einiges zu. „Sie spielen einen begeisternden und ehrlichen Fußball. Ein Platz im oberen Drittel erscheint realistisch.“ Und Fortuna Düsseldorf? „Die können es schaffen. Das wäre eine Bereicherung für die Bundesliga.“

Wolfgang Kleff lernte das Fußball-Einmaleins beim VfL Schwerte. Nach einem Probetraining bei Hennes Weisweiler wechselte der gelernte Industriekaufmann als 21-Jähriger zum VfL Borussia, bei dem er als Nachfolger von Volker Danner am 7. September 1968 gegen Alemannia Aachen debütierte (2:2) und den Gladbachern bis 1982 (mit einer Unterbrechung bei Hertha BSC Berlin) treu blieb.

Kleff feierte am Bökelberg einen Triumph nach dem anderen, hielt fünfmal die Meisterschale in die Luft. Doch das Leben nach der Karriere verlief nicht optimal, und Kleff ist nach seiner Fußballkarriere in manches Loch gefallen. Er hat mit Bauherrenmodellen Schiffbruch erlitten und vergeblich sein Glück als Boutiquenbesitzer gesucht. Kleff hat Blumen gezüchtet und Parabolantennen verkauft. „Es gab mehr Reinfälle als Erfolgsmeldungen“, blickt Kleff nicht im Zorn zurück. Er ist ein Stehaufmännchen.

Heute, mit beinahe 65 Jahren, freut er sich über die kleinen Dinge des Lebens, ist zufrieden und dankbar, dass er wieder einigermaßen fit durchs Leben gehen kann. Er engagiert sich für soziale Zwecke und organisiert Spenden-Galas. Auch bei Borussia Mönchengladbach mischt er wieder mit. Wolfgang Kleff ist bei Aktionen mit Hauptsponsor Postbank im Einsatz und stets ein fachkundiger Gesprächspartner. Ein Mann, der sich im aktuellen Ligabetrieb auskennt und auch über die Anfänge der Erfolgsgeschichte Bundesliga zu erzählen weiß — und der sich trotz aller Negativerlebnisse nie hat unterkriegen lassen.

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