Würstchen aus dem Hause Hoeneß

Am ersten Tag nach dem Urteil ordnen der Ex-Präsident und sein Verein das Chaos — jeder auf seine Weise.

Würstchen aus dem Hause Hoeneß
Foto: dpa

Düsseldorf. Gestern gab es Würstchen, und das ist kein Scherz. Am Tag eins nach dem Urteil in seinem spektakulären Steuerprozess spendiert Uli Hoeneß Nürnberger Würstchen und Semmeln. Er sitzt auf der Terrasse seines Hauses im oberbayerischen Bad Wiessee — und bestellt Verpflegung für die Fotografen, die vor seinem Anwesen warten. Eine Frau aus einem nahe gelegenen Wirtshaus bringt die Mahlzeit vorbei — ob die Nürnberger Würstchen aus seiner eigenen Herstellung stammen, ist unklar. „Schöne Grüße vom Uli Hoeneß“, sagt sie und fügt lachend hinzu: „Es sind keine Handgranaten drin.“

Ist das die Rückkehr zur Normalität? Will da jemand zeigen: Ich hab das Heft des Handelns wieder in der Hand? Wenn dem so ist, ist Uli Hoeneß seinem Club, den er gestern gleichsam verließ mit dem Rücktritt von allen Ämtern, meilenweit voraus. Wenn man dem Bayern-Trainer Pep Guardiola in die Augen blickte, als er über Hoeneß sprach, konnte man zu keiner anderen Erkenntnis kommen. Der FC Bayern führt die Geschäfte weiter, benennt Nachfolger, aber liegt bei aller Betriebsamkeit in Schockstarre, was kein Widerspruch ist. Dieser Verein ist einer der besten der Welt, das liegt an der Persönlichkeit von Uli Hoeneß“, sagte Guardiola. „Ich hoffe, er kann in der Zukunft zurückkommen und uns helfen.“

Unklar ist, wie nahe das Schicksal des auch finanziell durch die Steuerschulden schwer belasteten Ex-Präsidenten der Mannschaft und einzelnen Spielern geht. Bekannt ist, dass Akteure wie Bastian Schweinsteiger oder Franck Ribéry ein besonderes Verhältnis zu Hoeneß pflegten. „Er ist immer da, wenn einer Unterstützung braucht“, sagt Arjen Robben.

Am Samstagabend (18.30 Uhr) könnte Hoeneß wieder in der Arena sitzen, wenn der FC Bayern Leverkusen empfängt. Sein Stammplatz neben Rummenigge und seinem möglichen Nachfolger Hopfner wird aber bald erst einmal leer bleiben — ein bis vor kurzem reichlich unvorstellbares Bild. kup/dpa

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