Zeigler: „Den Fußball aufzublasen, nervt“

Der TV-Moderator im Interview über die „wunderbare Welt des Fußballs“ im WDR, über humorlose Fans und Leo Kirch.

Düsseldorf. Herr Zeigler, Ihr Arbeitszimmer ist mit Fußball-Sammlerstücken gefüllt. Sieht das bei Ihnen immer so aus oder nur, wenn das Fernsehen kommt?

Arnd Zeigler: Sagen wir so: Wenn das Fernsehen kommt, ist das der einzige Tag, an dem der Raum immer aufgeräumt ist. Es ist mein reales Arbeitszimmer. Wir wollten kein Zimmer, in dem ein Wimpel aufgehängt wird, damit es krampfhaft nach Fußball aussieht. Es ist schon so, dass man dem Fußball nicht entfliehen kann, wenn man viel mit mir zusammen ist. Weil ich nicht hätte sicherstellen können, dass ich an den Wochenenden Zeit für Werder habe, bin ich auch nicht zur Bundeswehr gegangen.

Also Fußball-Fan aus Gewissensgründen?

Zeigler: Sozusagen. Das habe ich denen natürlich nicht erklärt, aber das war einer der Gründe.

Fußball im Fernsehen, das bedeutet eigentlich größtmögliches Brimborium. Bei Ihnen in der Sendung wirkt der Fußball klein, wie das Hobby eines etwas versponnenen Zeitgenossen. Wird Fußball zu verbissen gesehen?

Zeigler: Was man als Fußball-Fan überhaupt nicht mag, ist, wenn man mit dem Satz getröstet wird: Es ist ja nur ein Spiel. Aber ich verstehe weite Teile der Fan-Kultur nicht mehr. Ein erstaunlich hoher Prozentsatz geht ins Stadion, um sich zu ärgern. Fußball sollte ernst genommen, aber nicht verbissen gesehen werden.

Haben Fans keinen Humor?

Zeigler: Doch. Was mich am meisten erstaunt: Es ist in der Sendung ein Klima gewachsen, das die Leute ein bisschen zusammenführt, so dass mir am Ende sogar Schalke- oder Hamburg-Fans eine gute Saison wünschen. Fußball-Fans sind, wenn die Ansprache entsprechend gewählt ist, entspannter und offener als ich es auch als Stadionsprecher für möglich gehalten habe.

War der größte Misserfolg Ihrer Sendung, dass die Suche nach dem Düsseldorfer Fan, der 1966 ein Tröten-Solo und ein leidenschaftliches "Peter Meyer eieieieiei" vor der Kamera zum Besten gab, bisher nicht gelungen ist?

Zeigler: Ja, wobei ich die Resthoffnung habe, dass wir ihn noch finden. Wir suchen auch nicht nur Fans. Es ist spannend nachzuforschen, was eigentlich ein Günter Delzepich, ehemals Alemannia Aachen, treibt - viel spannender, als zu zeigen, wie der Alltag von Franz Beckenbauer aussieht.

Was geht Ihnen an der TV-Berichterstattung auf die Nerven?

Zeigler: Mir widerstrebt alles, was den Fußball akademischer und berechenbarer machen soll als er in Wirklichkeit ist. Oder wenn man einer Übertragung anmerkt, dass die Bildregie gar keine Ahnung vom Fußball hat, weil Bilder der Hintertorkamera gezeigt werden, wenn Abseits aufgeklärt werden soll. Ich würde mir auch wünschen, dass man eine Szene nicht 18 Mal zeigt. Dieses Aufblasen eines Spiels, das ich ganz nüchtern sehen möchte, nervt mich am meisten.

Ab 2009 will Leo Kirch pro Saison 500 Millionen Euro an Fernsehgeldern an die Profiklubs verteilen. Würden Sie alle Ihre Sammlerstücke verkaufen, wenn die ARD dadurch die Bundesligarechte behalten könnte und die "Sportschau" erhalten bliebe?

Geboren am 7. Juli 1965 in Bremen, geschieden, ein Sohn

Beruf Hörfunk-Moderator bei Radio Bremen, Kolumnist, seit 2001 Stadionsprecher bei Werder Bremen

Fernsehen Nach jedem Bundesliga-Spieltag wird "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" im WDR Fernsehen ausgestrahlt (jeweils sonntags, 0.15 Uhr)

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