Bundesbank: Schuldenkrise bedroht Finanzstabilität

Frankfurt/Main (dpa) - Die Bundesbank warnt angesichts der ausufernden Schuldenkrise vor enormen Belastungen für Deutschlands Banken. Die Finanzstabilität in Europa sei gefährdet, befand die Notenbank am Donnerstag.

„Finanzstabilität ist letztlich nur dann möglich, wenn auch die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum gelöst wird“, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger in Frankfurt.

Den deutschen Banken attestierten die Aufseher zwar, sie seien dank dickerer Kapitalpolster und dem Abbau riskanter Geschäfte heute besser aufgestellt als noch 2008 und 2009. Für die 13 großen, international tätigen Banken habe sich die Kernkapitalquote von 8,1 Prozent im Jahr 2008 auf inzwischen 13,1 Prozent erhöht. Wegen der Staatsschuldenkrise, gepaart mit trüberen Aussichten für die Konjunktur, sagt die Bundesbank der deutschen Finanzbranche in ihrem „Finanzstabilitätsbericht 2011“ aber für die nahe Zukunft schwächere Erträge voraus.

„Auch die Altlasten der Banken aus Gewerbeimmobilien und strukturierten Wertpapieren sind noch nicht vollständig verarbeitet“, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. „Die Liste der Minuspunkte ist länger als die Liste der Pluspunkte.“ Wie sich die Situation in Italien entwickele, hängt nach seiner Einschätzung sehr stark davon ab, ob die Politik „glaubhaft und konsistent“ die angekündigten Reformen umsetze. Das Land sei nicht mit Griechenland vergleichbar: „Italien ist ein wirtschaftlich durchaus starkes Land, mit vielen ökonomisch durchaus positiven Zahlen.“

Die Risiken aus Forderungen gegenüber Griechenland, Irland und Portugal hält die Bundesbank insgesamt für beherrschbar. Der Fall Griechenland sei für hiesige Institute noch nicht abgehakt, obwohl viele den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen inzwischen kräftig abgeschrieben haben. Die Bundesbank zeigte sich überzeugt, dass „zusätzliche Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen notwendig werden“. Die bilanziellen Forderungen deutscher Banken gegenüber Schuldnern in Griechenland bezifferte die Notenbank auf knapp 28 Milliarden Euro (Stand Ende Juni 2011).

Weitaus größer sind die Ausstände von deutschen Banken und Versicherern in den großen Euro-Ländern Italien und Spanien. Die Forderungen gegenüber dem italienischen Staat belaufen sich nach Angaben der Bundesbank auf knapp 42 Milliarden Euro, gegenüber Italiens Banken auf 54 Milliarden Euro. Spanien steht bei den hiesigen Banken mit 23 Milliarden Euro in der Kreide, die spanischen Banken schulden zusätzlich 47 Milliarden Euro. Dazu kommen nach den Zahlen der Bundesbank Forderungen der deutschen Versicherer gegenüber Italien und Spanien von insgesamt knapp 15 Milliarden Euro. In den Zahlen sind die in „Bad Banks“ ausgelagerten Lasten nicht enthalten.

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