Bundeswehr zieht sich vorzeitig aus Talokan zurück

Berlin (dpa) - Wegen der gewaltsamen Proteste in Afghanistan hat sich die Bundeswehr vorzeitig komplett aus ihrem Stützpunkt Talokan zurückgezogen. Allerdings sollte das Lager im März ohnehin geräumt werden.

Angesichts eines Auflaufs von rund 300 Demonstranten unmittelbar vor dem Stützpunkt Talokan habe der Kommandeur der Nordregion am Donnerstag die mit der Räumung beschäftigten Kräfte ins rund 70 Kilometer entfernte größere Feldlager Kundus abrücken lassen, teilte die Bundeswehr mit. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos berichtete, die rund 50 Soldaten hätten sämtliche Fahrzeuge mitgenommen.

Ein ZDF-Reporter berichtete, dass das Lager mit Steinen beworfen worden sei. Der relativ kleine Komplex ist schwierig zu sichern, weil er mitten in der 200 000-Einwohner-Stadt liegt. Ob die Soldaten für abschließende Räumarbeiten noch einmal zurückkehren, konnte der Sprecher nicht sagen. Dies entscheide sich je nach Bedarf und Entwicklung der Lage am Ort.

Bereits im vergangenen Frühjahr war die Hauptstadt der Provinz Tachar zweimal in die Schlagzeilen geraten. Bei einem Angriff von Demonstranten auf das Camp wurden im Mai mehrere Menschen erschossen. Keine zwei Wochen später wurden bei einem Anschlag auf den Gouverneurspalast von Talokan unter anderen der Polizeichef für Nordafghanistan und zwei Bundeswehrsoldaten getötet. Der Bundeswehr-Kommandeur für Nordafghanistan, General Markus Kneip, wurde verletzt.

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