Chronologie: „Vatileaks“

Berlin (dpa) - Die Veröffentlichung vertraulicher Informationen aus dem Umfeld des Papstes hält den Vatikan seit Monaten in Atem. Ein Rückblick:

10. Februar: Die linke italienische Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ zitiert aus einem vertraulichen Dokument, das einen möglichen Anschlag auf den Papst thematisiert. Der Vatikan weist den Bericht zurück. Kenner halten es aber für möglich, dass der Vorgang Teil eines Machtkampfes an der Spitze der römischen Kurie sein könnte.

14. Februar: Der Sprecher des Papstes Benedikt XVI. kritisiert die Veröffentlichung interner Informationen, die „auf illoyale Weise“ nach außen gedrungen seien. Dabei ging es auch um das Finanzgebaren des Vatikans und der Vatikanbank IOR. Er spricht das erste Mal von „Vatileaks“ in Anlehnung an die Enthüllungsplattform „Wikileaks“.

17. März: Der Vatikan leitet Ermittlungen ein. Papst Benedikt ernennt eine Kommission, um „Licht in die Angelegenheit zu bringen“.

25. Mai: Der Präsident der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi, nimmt nach einem Misstrauensvotum des Aufsichtsrats seinen Hut. Medien spekulieren über Zusammenhänge mit der „Vatileaks“-Affäre.

26. Mai: Nach Angaben des Vatikans wird in der Affäre gegen den päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele ermittelt. Er soll die Papiere entwendet und weitergereicht haben. Wegen schweren Diebstahls sitzt er in Untersuchungshaft. Es kursieren Gerüchte über Mittäter.

30. Mai: In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme kritisiert Papst Benedikt XVI. die Medien. Sie hätten „ein Bild vom Heiligen Stuhl gezeigt, das nicht der Realität entspricht“.

3. Juni: Die Zeitung „La Repubblica“ berichtet, ein anonymer Informant habe ihr drei neue Schreiben aus dem Vatikan zugespielt. Der Kammerdiener sei möglicherweise nur „ein kleiner Fisch“.

5. Juni: Gabriele wird im Vatikan erstmals vernommen.

21. Juli: Der Kammerdiener kann seine Zelle verlassen und steht fortan unter Hausarrest, wie der Vatikan mitteilt. Kurz darauf bittet er den Papst nach Medienberichten in einem Brief um Verzeihung. Er habe keine Komplizen gehabt.

13. August: Wegen Beihilfe wird Anklage gegen einen weiteren Angestellten erhoben. Der Vatikan veröffentlicht den Untersuchungsbericht und die Anklageschrift gegen die beiden Männer. Psychiatrischen Gutachten zufolge hat Gabriele seelische Probleme.

29. September. Der Prozess gegen Gabriele und den Informatiker Sciarpelletti beginnt im Vatikan. Das Gericht ist mit weltlichen Richtern besetzt, allesamt hochrangige italienische Juristen. Der Vatikan legt Wert auf eine Trennung kirchlicher von weltlicher Aufklärung der Affäre.

2. Oktober. Gabriele berichtet vor Gericht, wie er aus Unbehagen über Entwicklungen im Vatikan Kopien von Dokumenten gefertigt und weitergegeben hat. Er fühle sich schuldig, das Vertrauen des Papstes missbraucht zu haben. Den Anklagevorwurf des schweren Diebstahls weist er zurück. Der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein sagt aus, er habe bis kurz vor der Festnahme Gabrieles keinen Verdacht gehegt.

3. Oktober. Als letzte Zeugen werden vier Gendarmen befragt. Sie hätten Gabriele, der sich vor Gericht über die Bedingungen in der Untersuchungshaft beschwerte, mit Samthandschuhen angefasst. Sie berichten auch von kistenweise Papier, das sie in Gabrieles Wohnung sicherstellten. Davon hätten 1000 Dokumente in Zusammenhang mit der Enthüllungsaffäre gestanden.

6. Oktober. Das Urteil wird erwartet - rechtzeitig vor Beginn einer wichtigen Bischofssynode und vor Beginn des „Jahres des Glaubens“.

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