Chronologie: Vom Regimegegner zum Staatsoberhaupt

Prag (dpa) - Die wichtigsten Stationen im Leben von Vaclav Havel:

05. Oktober 1936: Vaclav Havel wird als Sohn eines Bauunternehmers geboren. Nach der kommunistischen Machtergreifung 1948 und der Verstaatlichung muss sein Vater als Büroangestellter arbeiten.

1951: Wegen seiner „bourgeoisen“ Herkunft wird Vaclav Havel an der Ausbildung gehindert. Von 1951 an absolviert er eine Lehre als Chemielaborant und holt 1954 an einem Abendgymnasium das Abitur nach.

Von 1960 an arbeitet Havel am Prager „Theater am Geländer“ als Dramaturg und Hausautor. In seinen Dramen persifliert er das totalitäre Staatssystem und die Bürokratie.

1964: Havel heiratet Olga Splichalova. Sie stirbt 1996 an Krebs.

1968: Während des „Prager Frühlings“ engagiert sich Havel als Vorsitzender des „Clubs unabhängiger Schriftsteller“. Da für seine Werke ab 1968 im gesamten Ostblock ein Veröffentlichungsverbot gilt, verdient er sein Geld als Hilfsarbeiter in einer Brauerei. In den 70er Jahren spielen rund 60 deutschsprachige Bühnen seine Stücke mit großem Erfolg.

1977: Havel wird Mitbegründer und Sprecher der Menschen- und Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“. In der Folgezeit wird er mehrfach festgenommen und wegen „staatsfeindlicher“ Aktivitäten zu insgesamt fünf Jahren Haft verurteilt.

Dezember 1989: Nach der „Samtenen Revolution“ wird Havel einstimmig zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten der CSSR bestimmt.

Januar 1993: Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei in zwei eigenständige Republiken wird der parteilose Havel vom Parlament in Prag zum Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt.

Dezember 1996: Ärzte diagnostizieren bei Havel Lungenkrebs und entfernen ihm eine bösartige Geschwulst aus dem rechten Lungenflügel. In den Folgejahren muss sich Havel unter anderem einer Notoperation unterziehen.

Januar 1997: Havel heiratet die 43-jährige Schauspielerin Dagmar Veskrnova.

Januar 1998: Das Parlament wählt Havel in der zweiten Runde für eine letzte Amtszeit als Präsident wieder.

Februar 2003: Havel scheidet aus dem Amt.

Mai 2006: Mit seiner Autobiografie „Fassen Sie sich bitte kurz“ feiert Havel nach 15 Jahren ein Comeback als Schriftsteller.

Mai 2008: Die Premierenaufführung seines Stücks „Abgang“ im Prager Theater Archa wird von Publikum und Kritik begeistert aufgenommen.

Januar 2009: Nach der Entfernung eines Abszesses im Halsbereich verschlechtert sich Havels Zustand dramatisch. Die Ärzte fürchten wegen einer Lungenentzündung um sein Leben.

Sommer 2010: In der für ihn neuen Rolle des Regisseurs verfilmt Havel auf einem Schloss in Nordböhmen seine Tragikomödie „Abgang“.

März 2011: Havel wird mit einer akuten Lungenentzündung in ein Prager Krankenhaus eingeliefert. Nach der Behandlung mit Antibiotika verlässt er die Klinik, um wenige Tage später im Prager Lucerna-Kino sein Debüt als Filmregisseur zu präsentieren. Die Verfilmung seines Theaterstücks „Abgang“ erhält gemischte Kritiken.

Ende März 2011: Havel zieht sich zur Erholung von seiner jüngsten Lungenentzündung aufs Land zurück. Auf Anraten seiner Ärzte sagt er alle Termine ab.

Dezember 2011: Havel richtet einen Appell an die Öffentlichkeit, Dissidenten in aller Welt zu unterstützen. Mitunterzeichner sind der Dalai Lama, das geistige Oberhaupt der Tibeter, und der französische Ex-Außenminister Bernard Kouchner.

18. Dezember 2011: Havel stirbt auf seinem Gut nahe dem ostböhmischen Ort Hradecek.

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