Dokumentation: Merkels Neujahrsansprache

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bürger in ihrer Neujahrsansprache zu Mut und Zuversicht trotz eines schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfelds aufgerufen. Ihre Ansprache im Wortlaut:

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

2013 wird ein Jahr vieler 50. Jahrestage. Vor 50 Jahren wurde der Silvester-Klassiker "Dinner for One" in Hamburg aufgezeichnet. Es fand der 1. Spieltag der Fußball-Bundesliga statt. Der deutsche Erfinder und Fernsehpionier Walter Bruch stellte sein Farbfernsehverfahren PAL vor. Vor 50 Jahren war es auch, als der amerikanische Präsident John F. Kennedy im durch die Mauer geteilten Berlin seine legendären Worte sagte: "Ich bin ein Berliner." Im selben Jahr unterschrieben Frankreich und Deutschland, Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, den Élysée-Vertrag. (...)

Am Anfang sind es oft nur wenige, die voraus gehen, einen Stein ins Rollen bringen und Veränderung möglich machen. (...) Auch heute gibt es in unserem Land viele Mutige und Hilfsbereite.

(...)

Es sind Freunde und Nachbarn, die Initiative ergreifen oder einen Missstand beheben. Es sind die Familien, die sich Tag für Tag liebevoll um ihre Kinder und um ihre Angehörigen kümmern. Es sind Gewerkschafter und Unternehmer, die gemeinsam für die Sicherheit der Arbeitsplätze arbeiten.

Sie und viele mehr machen unsere Gesellschaft menschlich und erfolgreich. So wurde es möglich, dass wir in diesem Jahr die niedrigste Arbeitslosigkeit und die höchste Beschäftigung seit der Wiedervereinigung hatten. Das bedeutet für viele hunderttausend Familien, eine sichere Zukunft zu haben und Anerkennung zu erfahren. Und das bedeutet für unsere jungen Menschen die Sicherheit, eine Ausbildung, einen Arbeitsplatz und damit einen guten Start ins Leben zu haben.

Dennoch weiß ich, dass viele natürlich auch mit Sorgen in das neue Jahr gehen. Und tatsächlich wird das wirtschaftliche Umfeld nächstes Jahr nicht einfacher, sondern schwieriger. Das sollte uns jedoch nicht mutlos werden lassen, sondern - im Gegenteil - Ansporn sein.

(...)

Wir brauchen für unseren Wohlstand und unseren Zusammenhalt die richtige Balance. Wir brauchen die Bereitschaft zur Leistung und soziale Sicherheit für alle.

Wie wichtig diese Balance ist, das zeigt uns auch die europäische Staatsschuldenkrise. Die Reformen, die wir beschlossen haben, beginnen zu wirken. Dennoch brauchen wir weiterhin viel Geduld. Die Krise ist noch längst nicht überwunden. Und auch international muss noch mehr getan werden, um die Finanzmärkte besser zu überwachen. Die Welt hat die Lektion der verheerenden Finanzkrise von 2008 noch nicht ausreichend gelernt. Doch nie wieder darf sich eine solche Verantwortungslosigkeit wie damals durchsetzen. In der sozialen Marktwirtschaft ist der Staat der Hüter der Ordnung, darauf müssen die Menschen vertrauen können.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

denken wir gerade in dieser Stunde auch an die, die für unsere Sicherheit sorgen, hierzulande und fern der Heimat. Es sind unsere Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten und zivilen Helfer, die unter großen persönlichen Opfern ihren Dienst für uns tun. (...) Ihnen möchte ich heute Abend besonders danken.

Lassen Sie uns gemeinsam auch das neue Jahr zu einem Jahr machen, in dem wir einmal mehr unsere größten Stärken unter Beweis stellen: unseren Zusammenhalt, unsere Fähigkeit zu immer neuen Ideen, die uns wirtschaftliche Kraft gibt. Dann bleibt Deutschland auch in Zukunft menschlich und erfolgreich.“

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