Fukushima-Opfer ist beeindruckt von Castor-Protest

Dannenberg (dpa) - Tatsuko Okawara ist extra aus Japan ins ferne Wendland gereist, um gegen den Castor-Transport zu demonstrieren. „Ich habe mein Leben dem Kampf gegen die Atomkraft gewidmet“, erzählt die 57-Jährige. Sie ist Biobäuerin und lebt 40 Kilometer von Fukushima entfernt.

Die Katastrophe in dem Atomkraftwerk, bei der radioaktive Strahlung ausgetreten ist, hat sie hautnah miterlebt. Unter den tausenden Demonstranten gegen den Atommüll-Transport im niedersächsischen Dannenberg mit ihren Fahnen „Atomkraft, nein danke“ fühlt sie sich zu Hause: „So etwas würde ich mir in Japan auch wünschen.“

In ihrer Heimat seien Proteste dieser Größenordnung undenkbar, meint die kleine Frau mit den grauen Haaren. Von Deutschland ist Okawara beeindruckt, weil hier der Atomausstieg beschlossen wurde. Obwohl sie nicht genau weiß, wie sehr ihr Gemüse von radioaktiver Strahlung belastet ist, baut Okawara in Japan weiter Kartoffeln, Auberginen und Gurken an. „Die Regierung sagt uns nicht die Wahrheit“, klagt sie. Ihr Messgerät sage ihr, dass alles in Ordnung sei, Angst habe sie trotzdem - um sich und ihre Familie. Am liebsten würde sie die Erde auf ihrem Bauernhof komplett austauschen.

Seit dem Reaktor-GAU im ukrainischen Tschernobyl 1986 ist Okawara gegen die Atomkraft. „Damals hatte ich ein Baby von zwei Jahren“, erzählt sie. „Aus Angst, es falsch zu ernähren, habe ich den Biobauernhof gegründet.“ Mehr als 20 Jahre lang sei das gut gegangen - bis zum Atomunfall im März direkt vor ihrer Haustür. Ans Wegziehen denkt sie nicht. Aber demonstrieren mit Trillerpfeifen, Fahnen und Transparenten wie die Menschen im Wendland will sie in Japan weiter.

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