Hintergrund: „Ich war hektisch und unkoordiniert“

Berlin (dpa) - In einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag) äußert sich Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) erstmals seit seinem Rücktritt zur Plagiatsaffäre.

Hier einige Auszüge aus dem Gespräch in chronologischer Reihenfolge:

„Es steht völlig außer Frage, dass ich einen auch für mich selbst ungeheuerlichen Fehler begangen habe, den ich auch von Herzen bedauere.“

„Tatsächlich bin ich verantwortlich für das, was ich im Leben richtig und gelegentlich falsch gemacht habe.“

„Ich war ein hektischer und unkoordinierter Sammler. Immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass etwas zu meinem Thema passt, habe ich es ausgeschnitten oder kopiert oder auf Datenträgern sofort gespeichert oder direkt übersetzt.“

„Eigentlich war das eine Patchworkarbeit, die sich am Ende auf mindestens 80 Datenträgern verteilt hat.“

„Ich habe für jedes Kapitel eine Diskette angefertigt, ich habe unterschiedliche Ordner angelegt, ich habe über die Jahre hinweg auf vier unterschiedlichen Computern gearbeitet, die an unterschiedlichen Orten waren. Übersetzungen habe ich manchmal auf langen Flügen vorgenommen. Ich habe auf Reisen an der Dissertation gearbeitet, manchmal in Universitätsbibliotheken oder wenn ich bei einem Thinktank unterwegs war. Irgendwann hatte ich einen Wust an Informationen, der allerdings abgesehen von den Gliederungspunkten keinerlei innere Ordnung mehr hatte.“

„Ich wusste offensichtlich später auch nicht mehr, an welchem Text ich selbst bereits gearbeitet hatte, welcher Text mein eigener und welcher möglicherweise ein Fremdtext war, insbesondere beim Zusammenfügen dieser Bruchstücke.“

„Das politische Leben hat mich nicht überfordert, wohl aber die parallele wissenschaftliche Arbeit.“

„Die sorgfältige Detailarbeit, gerade das korrekte Einarbeiten und Zitieren fremder Quellen, ist wiederholt unterblieben. Diese Arbeiten hätten niemals unter Zeitdruck stattfinden dürfen.“

„Ich habe den Blödsinn wirklich selber verfasst, und ich stehe auch dazu.“

„Wenn ich die Absicht gehabt hätte, zu täuschen, dann hätte ich mich niemals so plump und dumm angestellt, wie es an einigen Stellen dieser Arbeit der Fall ist.“

„Wer die ersten Zeilen seiner Einleitung komplett aus einem Zeitungsartikel abschreibt, dann aber gleichzeitig so doof ist, die Autorin dieses Textes im Literaturverzeichnis zu benennen, der handelt nicht absichtlich, sondern aus Überforderung und weil er den Überblick verloren hat.“

„Ich habe mit dem Abfassen dieser Doktorarbeit die, noch mal, denkbar größte Dummheit meines Lebens begangen.“

„Das Krisenmanagement dieser Tage war verheerend.“

„Ja, die vergangenen Jahre haben durchaus zu mancher Verbitterung geführt.“

Zu einem möglichen Comeback: „Ich schließe nichts aus, aber es gibt bislang noch keine konkrete Intention. Aber ich werde mit Sicherheit in mein Heimatland zurückkehren und ein politischer Kopf bleiben.“

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