Medizin-Kritikerin fordert mehr Öffentlichkeit

Berlin (dpa) - Vor dem Sondertreffen zur Organvergabe bei der Bundesärztekammer hat die Wissenschafts-Expertin Erika Feyerabend Zweifel am Reformwillen der Beteiligten angemeldet.

„Die berufsständische Vertretung der Ärzteschaft stellt die Regeln zur Verteilung knapper Organe und der Hirntod-Diagnostik auf“, sagte die Geschäftsführerin des Essener Vereins BioSkop, der sich die kritische Beobachtung medizinischer Verfahren zur Aufgabe gemacht hat, der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Sie kontrolliert die Einhaltung dieser Regeln selbst, über die von ihr gegründete Prüfungs- und Überwachungskommission.“

Die Akteure von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen hätten selbst verschiedenste Interessen im Transplantationswesen: „Die Bundesärztekammer möchte das Selbstverwaltungsprinzip erhalten, das versagte“, kritisierte Feyerabend. „Auch die Ministerien und die Krankenkassen haben seit Jahren wenig getan.“

Der Prüfungskommission der Bundesärztekammer seien in ihrem rund zehnjährigen Bestehen 119 klärungsbedürftige Auffälligkeiten bekannt geworden, sagte Feyerabend. „Die Öffentlichkeit erfährt von diesen Fällen nichts.“ Die Kommissionen arbeiteten nur stichprobenartig. Nur ein bis fünf Prozent der Transplantationen würden überprüft. Feyerabend forderte: „Die Kontrollkommissionen müssen mit unabhängigen Experten besetzt werden. Die Prüfberichte müssen öffentlich werden.“ Wer in einer Klinik Vergehen in der Transplantationsmedizin anzeige, müsse besser geschützt werden.

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