Moskauer Menschenrechtler reagieren enttäuscht

Moskau (dpa) - Die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina hat dem Nobelpreis-Komitee „Impotenz“ vorgeworfen. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an eine solch staatliche bürokratische Struktur wie die EU sei „lächerlich“, sagte sie am Freitag der Agentur Interfax.

„Seit Jahren verhalten sich die Behörden der EU und deren internationale Strukturen ziemlich gleichgültig gegenüber Problemen von Frieden, Demokratie und Menschenrechten“, sagte die Mitbegründerin des Memorial-Zentrums.

Auch die Leiterin der Moskauer Helsinki-Gruppe, Ljudmila Alexejewa, zeigte sich enttäuscht über die Osloer Entscheidung. „Ich hätte es besser gefunden, wenn zum Beispiel ein politischer Häftling im Iran den Preis erhalten hätte“, sagte die 85-Jährige. Das Nobelpreis-Komitee habe die Chance verpasst, eine Rolle bei der Stärkung der Menschenrechte in Russland zu spielen, betonte sie.

Russische Bürgerrechtler hatten sich große Hoffnungen auf den Preis gemacht für eine Stärkung der von Kremlchef Wladimir Putin zunehmend geschwächten Zivilgesellschaft. Auch Alexejewa und Gannuschkina waren zum erweiterten Favoritenkreis gezählt worden. Nach Ansicht von Gannuschkina wäre der inhaftierte weißrussische Menschenrechtler Ales Beljazki ein würdiger Nobelpreisträger gewesen.

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