Obama: „Diese Tragödien müssen enden“

Newtown/Berlin (dpa) - US-Präsident Barack Obama hat sein Land nach dem Schulmassaker von Newtown zu entschiedenen Schritten gegen Waffengewalt aufgerufen. Die Zeit zum Handeln sei gekommen, sagte der Präsident am Sonntagabend auf einer Trauerfeier für die Opfer in Newtown.

Allerdings blieb er vage: „In den kommenden Wochen werde ich meine Macht im Amt (...) zu Bemühungen nutzen, die darauf abzielen, weitere Tragödien wie diese zu verhindern.“ Am Montag sollten in der Kleinstadt die ersten Beisetzungen stattfinden. Die Motive des 20-jährigen Amokläufers Adam Lanza blieben unklar. Auch in Deutschland diskutieren Politiker über den Umgang mit Waffen.

Der Todesschütze hatte am vergangenen Freitag in der Sandy- Hook-Grundschule in Newton im US-Bundesstaat Connecticut 20 Kinder sowie sechs Erwachsene erschossen. Dann tötete er sich selbst. Unter den Toten ist auch die Mutter des Täters. Sie wurde erschossen in ihrem Wohnhaus gefunden.

Präsident Obama sprach vor trauernden Angehörigen und Gemeindemitgliedern. „Wir sind hier, um 20 wunderbare Kinder und sechs großartige Erwachsene zu betrauern, die in einer Schule starben, die jede Schule in Amerika hätte sein können.“ Obama, der selbst Vater von zwei Töchtern ist, sagte, es sei die erste Pflicht der Gesellschaft, ihre Kinder zu schützen. Er stellte die Frage, ob die USA als Nation wirklich diese Pflicht erfüllten. „Die Antwort ist nein. Wir tun nicht genug.“

Bei der ökumenischen Trauerfeier im Auditorium einer High School in Newtown sagte Obama weiter, es sei das vierte Mal in seiner Präsidentschaft, dass er nach einem Blutbad in eine trauernde Gemeinde komme, um Trost zu spenden. „Wir können das nicht mehr tolerieren. Diese Tragödien müssen enden.“ Der Präsident räumte ein, dass „kein einziges Gesetz oder Bündel von Gesetzen Böses ausrotten kann“. Aber das sei keine Entschuldigung für Untätigkeit. „Ganz sicher können wir es besser machen als bisher.“ Es gebe keine andere Wahl.

In den USA ist die Waffenlobby allerdings sehr mächtig. Sie wehrte bisher Forderungen nach schärferen Gesetzen stets ab. In den USA befinden sich mehr Waffen in Privatbesitz als in jedem anderen Land der Welt - Statistiker gehen von 270 Millionen aus (Stand 2007). Mehr als 40 Prozent aller US-Haushalte besaßen im vorigen Jahr eine Schusswaffe.

Auch die Mutter des Amokläufers war nach einem Bericht der „New York Times“ eine Waffennärrin. „Sie liebte Waffen“, schrieb die Zeitung am Wochenende über die 52-Jährige. Sie habe ihren Sohn mit auf den Schießstand genommen. Die Mutter soll fünf Waffen besessen haben. Nach Auskunft der Polizei hatte der Todesschütze in der Schule ein Sturmgewehr und zwei Pistolen dabei. Diese waren nach vorherigen Angaben auf den Namen der Mutter registriert. Im Auto sei auch noch ein Schrotgewehr gefunden worden.

Der Sender NBC berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, Adam Lanza habe zuerst in Newtown seine Mutter erschossen und sei dann in deren Auto zur Schule gefahren. Um das dortige Sicherheitssystem zu umgehen, habe er ein Fenster zertrümmert und sei dann ins Gebäude geklettert. Zunächst seien die Rektorin und die Schulpsychologin auf einem Flur erschossen worden. Die Polizei selbst hielt sich bei Detailangaben zum Tatablauf zurück.

Wie Paul Vance von der Staatspolizei in Connecticut mitteilte, gab der 20-Jährige Hunderte von Schüssen ab - und hatte noch mehrere hundert Schuss Munition, als er sich selbst tötete. Bei dem Massaker starben zwölf Mädchen und acht Jungen sowie fünf Lehrerinnen und eine Schulpsychologin. Die Kinder waren zwischen sechs und sieben Jahre alt.

Auch in Deutschland kam zum Wochenstart eine Diskussion über den Umgang mit Waffen auf. Der Grünen-Parteichef Cem Özdemir sagte in der „Berliner Zeitung“, Waffen hätten in Häusern und Wohnungen nichts zu suchen. Sie seien keine harmlosen Sportgeräte. „Das Massaker in Connecticut ist trauriger Beweis, wie leicht Gewalttätern das Töten gemacht wird, wenn Schusswaffen zu Hause aufbewahrt werden.“

Der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD) sprach sich im Deutschlandfunk für eine Reduzierung der Zahl der Waffen aus. Sein Bundesland setze sich weiter für ein Verbot großkalibriger Waffen im Sport ein. „Das braucht niemand.“ Allerdings fehle dafür noch eine Mehrheit im Bundesrat.

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