0,6 Cent pro Liter Benzin: Tankstellenpächter verdienen wenig am teuren Sprit

Die Pächter verdienen mit Diesel und Super wenig. Die Rekordpreise drücken zudem den Gesamtumsatz.

Bonn. Der Benzinpreis steigt — doch nicht nur Autofahrer sind die Leidtragenden. Auch für Tankstellen-Pächter hat der Preisanstieg negative Folgen. „Die Umsätze für die Pächter sind geringer“, sagt Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Tankstellengewerbes.

Den Großteil ihrer Einnahmen beziehen die Pächter über den Verkauf von sogenannten Convenience-Produkten. Dazu gehören Getränke, Kaugummis oder Schokoriegel. Doch mit dem Anstieg des Benzinpreises sei die Nachfrage nach diesen Produkten gesunken, so Ziegner. „Wenn die Kunden so viel für Benzin zahlen müssen, geben sie nichts mehr für andere Sachen aus.“ Der Mineralölkonzern Esso will dies für seine Tankstellen nicht bestätigen. „Uns ist nichts von weniger Einnahmen bekannt“, heißt es vonseiten des Konzerns.

Am Verkauf des Kraftstoffs ist der Pächter über ein Provisions-System beteiligt — die Provision selbst fällt jedoch minimal aus und ist in den vergangenen Jahren weiter gesunken. Betrug sie im Jahr 2003 laut Zentralverband des Tankstellengewerbes im Branchendurchschnitt noch etwas mehr als einen Cent pro Liter Kraftstoff, „liegt sie heute durchschnittlich bei 0,6 Cent pro Liter“, sagt Geschäftsführer Ziegner. Aus dem Jahr 2010 gebe es statistische Daten, die zeigten, dass Pacht-Tankstellen im Durchschnitt einen Brutto-Betrag von lediglich 30 000 Euro erwirtschafteten, so Ziegner. „Viele Pächter sind deshalb verschuldet.“

Als weiteres Problem sieht Ziegner, dass den Pächtern schnell gekündigt werden könne. „Lediglich Form und Frist müssen bei der Kündigung eingehalten werden“, sagt der Geschäftsführer. „Weil es für viele Pächter keine andere wirtschaftliche Möglichkeit gibt, lassen sie sich ausbeuten.“

Kritik übt Ziegner auch am Handelsvertreter-Gesetz, das auf den Pächter angewendet wird. Dieses besagt, dass den Tankstellen-Pächtern nach Ende der Vertragszeit ein Ausgleichsanspruch in Höhe von etwa 90 bis 100 Prozent ihrer Jahres-Provision zusteht. „Das gilt aber nur, wenn dem Pächter gekündigt wird. Bei einer Eigenkündigung fällt der Ausgleichsanspruch weg“, so Ziegner.

An freien Tankstellen gestaltet sich die Situation zwar anders, da „die Pächter hier unternehmerische Freiheiten haben“, wie Ziegner sagt. „Aber häufig stehen sie preislich in Konkurrenz zu vertraglichen Tankstellen“.

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