3,05 Euro Stundenlohn für Friseure — damit soll Schluss sein

Heute starten Verhandlungen über bundesweiten Mindestlohn.

Würzburg. Karen Leicht wusste schon als Kind, dass sie Friseurin werden möchte. Und obwohl ihr bewusst wurde, dass sie damit nicht viel Geld verdienen wird, blieb es bei ihrem Wunsch. Heute ist sie im dritten Lehrjahr. „Es stimmt schon. Am Ende des Monats bleibt nicht viel Geld übrig. Aber ich habe die Entscheidung nicht bereut“, sagt die 19-Jährige. Sie bekommt ein Ausbildungsgehalt von etwa 420 Euro netto. Als Gesellin wird sie in Bayern einen Stundenlohn von mindestens 8,04 Euro erhalten.

In den westlichen Bundesländern gibt es Lohnuntergrenzen. Deshalb will die Gewerkschaft Verdi mit den Landesverbänden des Friseurhandwerks nun einen bundesweiten Mindestlohn für die Branche aushandeln. Verdi fordert 8,50 Euro. Heute startet die erste Verhandlungsrunde. Bei den Sondierungsgesprächen zeigte sich: Die Branche unterstützt den Mindestlohn. Es dürfte aber schwierig werden, Ost und West zusammenzuführen.

„Der Knackpunkt ist das unterschiedliche Lohnniveau, von dem wir kommen. Während es in Bayern eine gute Perspektive gibt, sind die Tarifverträge in anderen Bundesländern seit 20 Jahren unverändert“, sagt Verdi-Verhandlungsführerin Ute Kittel. Dort würden noch immer Ecklöhne von unter vier Euro gezahlt. „Die sind zwar rechtlich auf der richtigen Seite, aber moralisch nicht.“ Die Verhandlungspartner hätten die Aufgabe, dort die Gehälter um bis zu 150 Prozent anzuheben. Ziel sei es, einen Stufenplan zu entwickeln, damit bis 2015 die Lohnunterschiede beseitigt sind.

Auch Karen Leichts Chefin unterstützt die Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Mindestlohn. Der dürfte ihrer Meinung nach auch höher sein, doch die Praxis erschwert diese Idee. „Ich würde meinen Friseurinnen gern mehr Lohn zahlen. Aber das muss zuerst in die Köpfe der Kunden. Da gibt es noch einen ganz großen Aufklärungsbedarf“, sagt Birgit Hartbauer. „Für kleine Autoreparaturen zahlen viele Hunderte Euro, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber für eine Stunde Handarbeit und persönliche Dienstleistung am Kunden sind ihnen 50 Euro zu teuer“, sagt Hartbauer. Reich werde man in dem Beruf nicht. „Man braucht viel Idealismus und Leidenschaft.“

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