A 380 muss zum Sicherheitscheck

Risse an den Flügeln zwingen den Jet zur Auszeit. 68 Flieger sind betroffen.

New York/Paris. Ist der Flugzeugbau zu komplex geworden? Beim doppelstöckigen Airbus A 380 finden sich Risse in Tragflächen-Teilen, beim Langstreckenflieger „Dreamliner“ muss Boeing am Rumpf nachbessern. Auffällig ist: Alle großen Neuentwicklungen der vergangenen Jahre schafften es nur mit massiven Verzögerungen und teils milliardenschwerem Mehraufwand in die Luft.

Den Herstellern bleibt nichts anderes übrig als zu beruhigen und sich um Schadensbegrenzung zu bemühen. Dass die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) nun Untersuchungen für alle A 380 anordne, bedeute keineswegs, dass Maschinen absturzgefährdet seien, musste Airbus am Mittwoch betonen. An mehreren Teilen der Flügel waren zuvor Risse entdeckt worden. Fluggäste in aller Welt fragten sich, ob die modernen Flugzeuge sicher sind.

Piloten zeigen sich entspannt: „Die Teile sind ja nicht komplett ungeeignet, sie halten nur nicht so lange wie gedacht“, sagt ein Lufthansa-Pilot. „Grundsätzlich ist es positiv zu sehen, dass die Überwachung so gut ist, der Mangel auffiel und man die Flieger nun alle überprüft.“

Für die Fluggesellschaften an sich ist der Ausfall aber bitter. Auch wenn Airbus für die Reparaturkosten geradesteht, fehlen die Maschinen mindestens drei Tage im laufenden Betrieb. Für viel Geld haben sich viele Fluglinien den Publikumsmagneten A 380 angeschafft, der laut Preisliste 390 Millionen Dollar kostet. 68 Exemplare des Riesenfliegers sind bereits im Einsatz.

Die Lufthansa schmiedet nun schon Pläne, wie sie keinen Kunden enttäuschen muss, der unbedingt mit dem Airbus-Flaggschiff nach Tokio oder Johannesburg fliegen will. „Wir werden das so gestalten, dass alle acht Maschinen überprüft werden und kein A 380-Flug ausfällt“, sagt Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty. Noch hat Europas größte Fluggesellschaft an ihren A 380-Maschinen keinen der fraglichen Risse entdeckt.

Das ist aber auch kein Wunder. Von außen sind die Beschädigungen nicht zu erkennen. Für die Reparatur müssen die Airbus-Techniker zum Inneren des Flügels vorstoßen: Nur so können sie die schadhaften Teile gegen intakte austauschen. An jedem der untersuchten Flieger waren bislang mehrere solcher Reparaturen notwendig.

Airbus-Rivale Boeing ist ebenfalls Kummer gewohnt. Der Hoffnungsträger 787 „Dreamliner“ wurde zum Alptraum der Konstrukteure. Eine ungesunde Mischung aus eigenen Fehlern und denen der Zulieferer führte dazu, dass die ersten Maschinen mit gut drei Jahren Verspätung ausgeliefert wurden. Die Kunden waren stinksauer, die Kosten explodierten.

Inzwischen haben die Flugzeugbauer aus Fehlern gelernt: Bei ihren Verkaufsschlagern, den Mittelstrecken-Baureihen Airbus A 320 und Boeing 737, gehen sie kein Risiko ein. Hier verzichten sie vorerst auf einen kompletten Modellwechsel.

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