A380: Haarrisse an Flügeln - ab zur Inspektion

Airbus hat Haarrisse an einigen Flügeln entdeckt. Die Riesen-Flieger müssen nun zur Inspektion.

Paris. Wird das weltgrößte Passagierflugzeug A380 zum Pannenflugzeug? Nur mit Glück war eine latente Gefahr in einem Teil der Airbus-Tragflächen entdeckt worden: Nach der Notlandung von Qantas-Flug QF32 im November 2010 waren bei der Untersuchung feine Haarrisse in einem kleinen Teil der Flügel aufgefallen. Anders als zunächst angenommen waren sie keine Folge des Triebwerksschadens, der den doppelstöckigen Riesenflieger der australischen Fluggesellschaft beschädigt hatte. Die eingehende Untersuchung förderte zutage, was unter anderen Umständen wahrscheinlich vorerst unerkannt geblieben wäre: Risse an einigen Flügelrippen-Verbindern.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus gab nach eingehenden Untersuchungen Probleme beim Fertigungsprozess zu — nun müssen fast ein Drittel der weltweit 67 Mega-Jets untersucht werden. Der weltweiten A380-Begeisterung, die anfängliche Kinderkrankheiten und Verzögerungen längst hatte vergessen lassen, droht damit ein Dämpfer.

Für die von einem anstehenden Führungswechsel betroffene EADS-Tochter Airbus kommt eine solche Debatte zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Mega-Jet hat sich auf dem Weltmarkt etabliert, die Fertigung läuft mittlerweile rund und selbst die Rentabilitätsschwelle der Produktion ist in Sichtweite gerückt.

Airbus reagierte angesichts von Spekulationen und Ängsten mit einer Aufklärungskampagne. Programmchef Tom Williams (60) sagte am Rande einer Investoren-Konferenz in Dublin, das Problem sei erkannt und in erster Linie material- und prozessbedingt: Das Einbauverfahren wäre mit einem anderen Material durchaus richtig gewesen. Im Grunde handelt es sich um zwei verschiedene Typen von Rissen, die in erster Linie die A380 der ersten Baureihe mit den meisten Starts und Landungen betreffen. Die stehen vor allem bei Air France-KLM, Emirates und Singapore Airlines im Dienst. Singapore bestätigte bereits, dass bei allen vier bisher untersuchten A380 Risse entdeckt worden sind, eine Maschine fliegt bereits wieder.

Die neueren A380 sind Airbus zufolge kaum betroffen, sie sollen aber auf Anregung des Flugzeugbauers bei der alle vier Jahre anstehenden Rundum-Wartung besonders auf das Phänomen untersucht werden. Eine akute Bedrohung stellen diese Risse danach nicht dar. „Die A380 fliegt sicher“, lautete Williams’ Kernbotschaft. Die Auswirkungen auf den Flugbetrieb sind trotz der fünftägigen Inspektion überschaubar, die Kosten trägt Airbus im Rahmen der Herstellergarantie. Sie dürften kaum ins Gewicht fallen.

Denn bei den defekten Teilen handelt es sich nicht um tragende Teile, sondern eine Art Klammer, die die Flügelrippen mit der Außenfläche der Flügel verbinden. Die wichtigste Aufgabe dieser Klammern ist es, eine aerodynamische Form der Tragfläche zu garantieren. Insgesamt 4000 gibt es davon in einer A380 — gerade mal eine Handvoll pro Maschine wies bisher feine Risse an der Unterseite auf. Williams bezeichnete das Problem als Kinderkrankheit, wie sie bei ehrgeizigen neuen Flugzeugprogrammen eher zur Normalität gehören.

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