Air Berlin: Sanierer Mehdorn schmeißt hin

Mitten im Überlebenskampf verlässt Chef Mehdorn die kriselnde Air Berlin.

Berlin. Für Air Berlin kommt es dicke. Der kampfbereite Sanierer Hartmut Mehdorn tritt ab und hinterlässt eine kriselnde Fluglinie — nur wenige Stunden, nachdem der erneut verschobene Start am neuen Hauptstadtflughafen bekannt wurde. Air Berlin hatte auf das Drehkreuz gesetzt, die Zukunft ist ungewiss. Trotzdem habe Mehdorns Rückzug nichts mit der Hiobsbotschaft zu tun, versichert Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft. Der Überlebenskampf der Airline dürfte noch einmal härter geworden sein.

„Ich gehöre zu den kleinen Dicken, die was aushalten“, hatte Hartmut Mehdorn zum Antritt 2011 verkündet. Er rettete Air Berlin über das vergangene Jahr. Jetzt tritt der ausgewiesene Sanierer mit 70 Jahren plötzlich ab. Gibt er auf? Fest steht: Der sonst so kampfbereite Mehdorn übergibt das Unternehmen zu einem kritischen Zeitpunkt.

Air Berlin fliegt seit Jahren in der Verlustzone. Den letzten Nettogewinn gab es 2007. Im Jahr 2011, als das Minus auf den Rekordwert von 272 Millionen Euro kletterte, kam Mehdorn für eine Rettungsmission: Als Chef der Deutschen Bahn hatte er aus operativ 1,5 Milliarden Euro Verlust einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro gemacht. Er sollte auch die Fluggesellschaft gesundschrumpfen.

Doch die Voraussetzungen sind schlecht: Europa gilt dem Luftfahrtverband Iata mit Wirtschaftsflaute, hohen Kerosinpreisen und der deutschen Flugsteuer als Problemzone Nummer eins.

Gerade konnte Mehdorn („Diplomat wollte ich nie werden“) erste Erfolge ernten. Sein Coup, der Einstieg der arabischen Fluggesellschaft Etihad als Großaktionär, brachte einen dicken Kredit. Durch den Wegfall unrentabler Strecken und die geschrumpfte Flotte verbesserte sich das operative Ergebnis in neun Monaten um 170 Millionen Euro.

2012 sollte es einen Gewinn geben. Doch das reicht nicht, um Air Berlin zu retten. Alles müsse auf den Prüfstand, das werde schmerzhaft werden, kündigte Mehdorn an — Personalabbau nicht ausgeschlossen.

Ausgerechnet jetzt sagt der Chef: „Es ist die richtige Zeit für den Führungswechsel.“ Das schmerzhafte Sparprogramm „Turbine“ will er nicht mehr leiten. Stattdessen soll Strategie-Vorstand Wolfgang Prock-Schauer den Turnaround schaffen.

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