AWD weist Vorwurf der Falschberatung erneut zurück

Hannover/Hamburg (dpa) - Der Finanzdienstleister AWD hat erneut Vorwürfe zurückgewiesen, seine Kunden bei der Vermittlung riskanter Immobilienfonds falsch oder fahrlässig beraten zu haben.

„Diese Fonds haben über Jahre hinweg zum Teil gute Erträge gebracht“, sagte AWD-Sprecher Béla Anda am Mittwoch in Hannover. Einige der kritisierten Anlageprodukte hätten jahrelang Renditen von bis zu sieben Prozent abgeworfen. Nach Angaben des Magazins „Stern“ soll der AWD dagegen unter der Führung des ehemaligen Chefs und Gründers Carsten Maschmeyer Zehntausenden Privatanlegern „in bislang ungeahntem Ausmaß“ hochriskante Immobilienfonds-Papiere empfohlen haben.

Die betreffenden Fonds seien nicht ohne Risiko gewesen, eine vorsätzlich falsche Beratung habe es aber keinesfalls gegeben, betonte Anda. „Die Investoren konnten damit sogar erhebliche Steuervorteile realisieren.“ Gegenstand der „Stern“-Recherchen sind mehr als 34 000 Beteiligungen an den sogenannten Drei-Länder-Fonds mit einem Gesamtwert von etwa einer Milliarde Euro.

Der Düsseldorfer Anwalt Julius Reiter, der Hunderte Anleger vertritt, äußerte sich ähnlich: „Man kann ohne Übertreibung sagen, dass infolge dieser AWD-Vermittlungen Schäden in Milliardenhöhe entstanden sind.“ Erspartes Vermögen sei so „verbrannt“ worden, sagte der Fachjurist für Kapitalmarktrecht der Nachrichtenagentur dpa.

Auch der Norddeutsche Rundfunk, der zuletzt mehrere kritische Berichte über Maschmeyer gesendet hatte, sieht den AWD-Gründer durch eine Liste mit rund 30 000 „geschädigten“ Anlegern belastet. Der Vorwurf der Fehlberatung ergebe sich vor allem dadurch, dass viele Kunden zugleich Kredite zum Kauf der Fondsanteile vermittelt bekommen hätten. Während die AWD-Berater hohe Provisionen kassierten, sollen viele Kunden hohe Verluste gemacht haben.

Anda entgegnete, dass der AWD die Fonds nicht angeboten, sondern nach entsprechenden Prüfungen nur vertrieben habe. In einem Brief an die Fachzeitschrift „Finanztest“ habe das Unternehmen schon vor zehn Jahren darauf hingewiesen, dass die Stuttgarter Kapital Consult (KC) GmbH für die Konzeption der Anlagen zuständig gewesen sei. „AWD war Vermittler und nicht Fondsinitiator und dementsprechend nicht für die wirtschaftliche Entwicklung des Fonds verantwortlich“, hieß es darin.

Man habe die eigenen Berater außerdem auf der Grundlage der KC-Prospekte geschult. „Aber auch das haben wir schon von zehn Jahren mitgeteilt, das ist nichts Neues“, kritisierte Anda. Der Anteil oft riskanter geschlossener Fonds an allen vertriebenen Anlageprodukten sei bei AWD zwischen 2001 und 2010 von 7,3 auf 0,2 Prozent gesunken.

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