Bahn will Rekordumsatz verdoppeln

Berlin (dpa) - Bahnchef Rüdiger Grube schwört die Deutsche Bahn auf ehrgeizige Ziele ein. Der bundeseigene Konzern will seinen Umsatz bis 2020 auf 70 Milliarden Euro nahezu verdoppeln.

Die Vorgabe ist Teil der neuen Strategie „DB 2020“, die Grube bei der Vorlage der Bilanz am Donnerstag präsentierte. Die Bahn will auch unter die zehn beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland vorstoßen und Vorreiter beim Umweltschutz werden.

Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern einen Rekordumsatz von 37,9 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg um 25,9 Prozent auf 1,3 Milliarden, blieb aber erneut unter den Werten, die die Bahn vor der Finanz- und Wirtschaftskrise erreicht hatte. Der Güterverkehr auf der Schiene kränkelt.

Grube sagte, die Bahn befinde sich auf Wachstumskurs: „Insgesamt haben wir konzernweit unsere Verkehrsleistungen deutlich gesteigert.“ Die Bahn beförderte 1,6 Prozent mehr Fahrgäste. Auch die Verkehrsleistung, die Fahrgastzahl und gefahrene Kilometer verknüpft, stieg um 0,8 Prozent - vor allem dank eines Zuwachses beim Regional- und Stadtverkehr. IC- und ICE-Züge, die Aushängeschilder der Bahn, wurden dagegen weniger genutzt. Auch beim Busverkehr gab es Rückgänge.

Ein großer Teil des Umsatzwachstums rührte aus der Integration des 2010 gekauften britischen Unternehmens Arriva. Die europaweit aktive Bus- und Bahn-Tochter steuerte 2,1 Milliarden Euro mehr zu den Konzernerlösen bei, insgesamt wuchs der Umsatz um rund 3,5 Milliarden (plus 10,1 Prozent).

Der Schienengüterverkehr brachte als einziges Segment nach Zinsen einen Verlust in das Konzernergebnis ein. Steigende Kosten konnten nicht durch durch höhere Erlöse ausgeglichen werden. „Ja, wir haben eine Delle, vor allem im Schienengüterverkehr in Deutschland“, sagte Logistikvorstand Karl-Friedrich Rausch. Schon im Dezember hatte die Bahn bekundet, die Gütersparte auf mehr Effizienz trimmen zu wollen. Nun kündigte Rausch auch an, höhere Preise durchzusetzen. „Ich bin optimistisch, dass wir 2012 wieder über die Null-Linie durchkriechen werden.“

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 23,7 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Die Nahverkehrstochter DB Regio trug mit 801 Millionen Euro den höchsten absoluten Wert zum Konzern-Ebit bei. Fast drei Viertel des Zuwachses kam hingegen aus den Geschäftsbereichen Netz, DB Arriva und Schenker Logistics, die See- und Luftfracht sowie Lastwagentransporte anbietet. Insbesondere der Güterverkehr über Land war in diesem Segment ein Wachstumstreiber. In diesem Jahr soll das Ebit der Bahn AG auf mehr als 2,6 Milliarden Euro steigen.

Finanzvorstand Richard Lutz wehrte sich gegen Kritik, die Gewinne der Tochter DB Netz, die das Schienennetz der Bahn betreibt, besserten das Konzernergebnis auf. Die Bahn leiste seit Jahren nennenswerte Beiträge zum Erhalt und Ausbau des Netzes - rechnerisch rund eine Milliarde Euro pro Jahr. Der Forderung nach einer Trennung von Netz und Betrieb erteilte er deshalb eine Abfuhr. „Wir sollten uns zum integrierten Konzern bekennen“, sagte er.

Die Netto-Finanzschulden der Bahn sanken im vergangenen Jahr um knapp 350 Millionen auf rund 16,6 Milliarden Euro. Zudem führte die Bahn erstmals eine Dividende von 500 Millionen Euro an den Bund ab. In diesem Jahr sollen 525 Millionen Euro fließen.

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