Banken-Drama in Spanien

Das angeschlagene Institut Bankia braucht nochmals 19 Milliarden Euro Staatshilfe.

Madrid. Die schwer angeschlagene Bankenbranche droht für den spanischen Staat ein Fass ohne Boden zu werden. Die wankende Großbank Bankia, welche vor kurzem von der Regierung per Teilverstaatlichung gerettet werden musste, braucht weitere Milliardenhilfen, um einen Zusammenbruch abzuwenden.

Offenbar muss der Staat 19 Milliarden Euro zusätzlich in das viertgrößte Geldhaus des Landes stecken. Angesichts der dramatischen Lage wurde die Börsennotierung Bankias ausgesetzt. Mit der Nothilfe bahnt sich die größte staatliche Rettungsaktion an, welche Spaniens Wirtschaft jemals gesehen hat.

Es gilt als wahrscheinlich, dass Spanien noch weiteren Geldhäusern mit vielen Milliarden unter die Arme greifen muss. Bisher mussten acht Institute verstaatlicht werden.

Mit den immer größeren Milliardenbeträgen, die das Schulden-Königreich in seine Banken stecken muss, dürften die Finanzprobleme des Staates wachsen. Immer neue Haushaltslöcher, welche das Defizit für 2011 auf 8,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes hochtrieben, nähren Zweifel an Spaniens Stabilität.

Zwar hofft das Euroland, die Milliardenhilfen an die Banken nach einem Verkauf der verstaatlichten Geldhäuser wiederzusehen. Doch das Beispiel Bankia zeigt, dass dies nicht einfach sein wird: Das Geldhaus hat fast zwei Drittel seines Börsenwertes verloren.

Unterdessen wächst in der spanischen Bevölkerung, die angesichts des Sparkurses den Gürtel immer enger schnallen muss, der Unmut über die „Milliardengeschenke an die Banken“.

In einer Erhebung der konservativen Tageszeitung „ABC“ waren drei von vier Befragten dagegen, Bankia mit Staatsgeldern zu helfen, während staatliche Ausgaben für Bildung, Gesundheit und soziale Leistungen zusammengestrichen werden.

„Wer hilft den Bürgern, die ihre Arbeit verloren haben, ihre Hypothek nicht mehr bezahlen können und von ihrer Bank aus der Wohnung geworfen werden?“, empörte sich ein „ABC“-Leser.

Durch die tiefe Wirtschaftskrise sind in Spanien inzwischen fast 25 Prozent der aktiven Bevölkerung ohne Job. 2011 vertrieben die spanischen Banken etwa 60 000 Menschen per Räumungsklage aus den eigenen vier Wänden.

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