Bund spart durch Niedrigzinsen mehr als 100 Milliarden Euro

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung spart wegen der niedrigen Zinsen für Staatsanleihen bis 2014 mehr als 100 Milliarden Euro an Zinszahlungen.

Das hat das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) ermittelt. Die derzeit erheblichen Minderausgaben seien vor allem Ergebnis der Politik der Europäischen Zentralbank mit extrem niedrigen Zinsen und der schwachen Konjunktur im Euroraum, heißt es in einer am Dienstag bekanntgewordenen Analyse.

Die bereits Mitte 2012 angefertigte Studie wurde fortgeschrieben und bezieht sich dem IfW zufolge auf Schuldtitel des Bundes, die bis etwa Mitte 2014 emittiert werden dürften.

„Die gesunkenen Umlaufrenditen sind vor allem auf die schwache ökonomische Entwicklung im Euroraum und die niedrigen Zentralbankzinsen zurückzuführen und weniger darauf, dass Wertpapiere des Bundes von der Flucht aus anderen Wertpapieren profitieren“, schreibt IfW-Experte Jens Boysen-Hogrefe in der Analyse, die der dpa vorliegt und über die zuvor die Zeitung „Die Welt“ berichtete.

Deutschland profitiert insgesamt von seinem Image als sicherer Schuldner. Der Bund muss wegen seiner hohen Kreditwürdigkeit niedrige Zinsen zahlen. Hinzu kommt die hohe Liquidität auf dem Markt für Bundeswertpapiere. Investoren, die einen sicheren Hafen für ihr Geld suchen, können diese Papiere jederzeit wieder abstoßen und verzichten daher im Gegenzug auf Rendite.

Die Zahlen der IfW-Studie beziehen sich auf die gesamte Laufzeit der Wertpapiere des Bundes. Die Ersparnis verteilt sich deshalb je nach Laufzeit über einige Jahre. Die Berechnung berücksichtigt alle Bundesanleihen, die seit dem Jahr 2009 ausgegeben wurden. Um zu ermitteln, wie viel die Bundesregierung spart, hat das IfW die Zinssätze dieser Papiere mit dem Durchschnittszinssatz der vorangegangenen zehn Jahre (1999 bis 2008) verglichen.

Der Bund hat demnach seit 2009 bereits rund 80 Milliarden Euro an Zinsen gespart. Der Vorteil, den der Bund wegen der Flucht in sichere Anlagen in den Jahren 2009 bis 2022 aus den 2009 bis 2012 begebenen Papieren habe, belaufe sich auf rund 12 Milliarden Euro.

„Beachtliche“ 68 Milliarden Euro betragen dagegen die Entlastungen, weil der Bund nicht mehr die Durchschnittssätze der Jahre 1999 bis 2008 anbieten müsse. Allein im Jahr 2012 betrage dieser Effekt knapp 10 Milliarden Euro.

Die Ersparnis des gesamten Staates ist noch höher als für den Bund, der für rund die Hälfte aller Staatsschulden verantwortlich ist.

Den Großteil der restlichen Schulden tragen Bundesländer und Kommunen. „Es wäre nicht legitim, die Entlastung einfach zu verdoppeln, aber die Zinsersparnisse von Ländern und Kommunen sind doch erheblich“, sagte Boysen-Hogrefe der „Welt“: „Die Entlastung des Gesamtstaats dürfte deshalb bis Mitte 2014 irgendwo zwischen 100 und 200 Milliarden Euro liegen.“

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