Business-Allianz von IBM und Apple lässt SAP-Chef kalt

Walldorf (dpa) - Wachsende Umsätze im noch jungen Geschäft mit Software-Abomodellen lassen SAP-Chef Bill McDermott gelassen auf die neue Allianz zwischen dem Rivalen IBM und Apple blicken.

Business-Allianz von IBM und Apple lässt SAP-Chef kalt
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SAP biete bereits 300 Apps für Apple-Geräte an, konterte er am Donnerstag bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen. Er sehe darin eher eine Nachahmer-Strategie.

Apple und IBM, die sich zu Beginn der PC-Ära Anfang der 80er Jahre noch als Erzrivalen gegenüberstanden, hatten diese Woche eine neue Partnerschaft angekündigt. Mehr als 100 neue Apps von IBM für iPhone und iPad sollen verschiedene Geschäftsprozesse abbilden. Der Plan ist, spezielle Programme zur Auswertung von Firmendaten zu entwickeln und diese an das Cloud-Angebot von IBM anzubinden.

„Das ist natürlich ein Wettbewerb nicht nur für SAP, auch für Microsoft und Salesforce“, sagt Frank Niemann, Analyst bei Pierre Audoin Consultants (PAC).

Immer mehr Manager wollen Firmendaten wie Umsätze oder Vertriebserfolge auf Knopfdruck auf ihren mobilen Geräten abrufen. „Da gehen Investitionen hin“, sagt Niemann. Das neue Softwarefeld firmiert in der Branche unter dem Begriff „Analytics“. SAP ist nach Daten des Marktforschers Gartner in diesem Segment Marktführer vor Oracle und IBM. Die weltweiten Umsätze mit Analysesoftware stiegen demnach um acht Prozent.

Auch die superschnelle Datenbank Hana ist für solche Analysen gedacht. Die sieht man bei SAP aber außer Konkurrenz. „Wir sind unseren Wettbewerbern etwa um zwei Jahre voraus“, sagt SAP-Finanzchef Luka Mucic. Knut Woller, Analyst bei der Baader Bank, ist ähnlicher Meinung. Der Konzern habe immerhin eine Basis von 260 000 Kunden, denen er die neue Datenbank verkaufen könne.

SAP veröffentlichte am Donnerstag keine Hana-Umsätze in seiner Quartalsbilanz. Die Umsätze bewegten sich aber über den eigenen Erwartungen, sagte McDermott. Die höchsten Wachstumsraten verbuchte der Softwarekonzern im noch kleinen Geschäft mit Abo-Modellen.

Nach der Übernahme des Anbieters von Personalsoftware Fieldglass hob SAP die Erwartungen an den Umsatz im Cloud-Geschäft für 2014 leicht - um 50 Millionen Euro - auf bis zu 1,05 Milliarden Euro an. SAP habe in der ersten Jahreshälfte stark in den Aufbau von Datenzentren investiert. „Ich bin zuversichtlich, dass sich diese Investition in der zweiten Jahreshälfte positiv bemerkbar macht“, sagte Mucic. Kleinere Übernahmen werde es in Zukunft durchaus noch geben.

Das Cloud-Geschäft und die Einnahmen aus der Wartung alter Lizenzen brachten trotz der anhaltenden Eurostärke ein Umsatzplus von zwei Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Das Geschäft mit Softwarelizenzen schwächelte. SAP ist dabei, sein Geschäftsmodell vom klassischen Softwareverkauf auf Programme umzustellen, die die Kunden mieten und auf eigenen oder fremden Servern laufen lassen.

Aus diesem Grund hatte der Softwarekonzern angekündigt, weltweit sein Personal umzuschichten, um Doppelfunktionen abzubauen. Gut drei Prozent der weltweit 67 000 Mitarbeiter sollen betroffen sein. Am Ende des Jahres werde SAP aber mehr Mitarbeiter haben als zuvor, betonte McDermott erneut. SAP-Rivale Microsoft hatte am Donnerstag angekündigt, weltweit bis zu 18 000 Stellen zu streichen.

Das Ergebnis von SAP wurde durch den sieben Jahre währenden Patentstreit mit dem US-Softwareunternehmen Versata verhagelt. Der Gewinn nach Steuern brach wegen hoher Rückstellungen um 23 Prozent auf 556 Millionen Euro ein. Jüngste Entwicklungen vor Gerichten machten es wahrscheinlich, dass SAP eine Millionenstrafe an Versata zahlen müsse, hieß es.

Die US-Firma Versata wirft SAP vor, ein Patent zur Ermittlung von Preisen verletzt zu haben. Der Rechtsstreit zieht sich durch mehrere Instanzen. Eine Jury im US-Bundesstaat Texas hatte Versata 345 Millionen Dollar zugesprochen, mit Zinsen wurden daraus 391 Millionen Dollar (289 Mio Euro). Zwar habe das US-Patentamt entschieden, das fragliche Patent für ungültig zu erklären. Das texanische Gericht wollte den Fall allerdings nicht auf Eis legen, sagte ein Sprecher.

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