China ist für deutsche Unternehmen ein Lichtblick

Peking (dpa) - Trotz Marktbarrieren und mangelnder Rechtssicherheit sind deutsche Unternehmen optimistisch über ihre Geschäfte auf dem Wachstumsmarkt China. Nach einer Umfrage der Deutschen Handelskammer (AHK) in China wollen 43 Prozent in diesem Jahr noch mehr investieren als im Vorjahr.

„Das zeigt Vertrauen in die chinesische Wirtschaft“, sagte Kammerpräsident Ulrich Walker am Freitag in Peking. Die Hälfte rechnet mit einem jährlichen Wachstum in ihrem Marktsegment von elf oder mehr Prozent bis 2015.

Neun von zehn Firmen sehen großes Potenzial in der zweitgrößten Volkswirtschaft, die in diesem Jahr trotz globaler Krise mit rund neun Prozent wächst. Es wird aber immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Rund 90 Prozent der deutschen Unternehmen haben damit zu kämpfen. Ähnlich viele beklagen steigende Lohnkosten. 75 Prozent tun sich schwer, gutes Personal zu halten. „Diese Probleme kristallisieren sich immer stärker heraus“, sagte die Geschäftsführerin der Handelskammer, Alexandra Voss.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen beklagt bürokratische Hürden, rechtliche Unsicherheiten, Korruption und örtlichen Protektionismus. „Rechtsunsicherheit ist gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ein Thema“, sagte Walker. Die unterschiedliche Umsetzung von Rechtsnormen durch Behörden vor Ort mache „erhebliche Probleme“, sagte Botschafter Michael Schaefer. 51 Prozent kritisieren Vorzugsbehandlung chinesischer Firmen durch Behörden. Weitere zwölf Prozent beklagten sogar „Diskriminierung“.

Gerade Unternehmen, die sich an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen, haben es schwer. Zwar habe Chinas Regierung beteuert, dass in China registrierte ausländische Unternehmen wie chinesische behandelt werden sollten, „aber die Umsetzung vor Ort könnte in vielen Fällen besser sein“, sagte Botschafter Schaefer. Er kündigte an, dass die Europäische Union das Problem auf dem EU-China-Gipfel am 25. Oktober in Tianjin vorrangig auf den Tisch bringen werde.

Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen, obwohl 50 Prozent der Konkurrenten europäische Unternehmen blieben. Der Schutz der Urheberrechte, das Dauerproblem in China, wurde in der diesjährigen Umfrage seltener genannt, selbst wenn weiter jedes zweite Unternehmen - besonders wieder Mittelständler - Probleme damit hat. Unternehmen zögerten deswegen mit dem Technologietransfer nach China, sagte Kammerpräsident Walker.

Trotz all dieser Probleme zählt China für Dreiviertel der deutschen Unternehmen zu den drei wichtigsten Investitionsstandorten weltweit - für ein Viertel ist es sogar der wichtigste. Die Investitionen fänden sich meist auch in Umsatz und Profit wieder, meinte Walker. Gut ein Drittel habe in der ersten Jahreshälfte 2011 einen Anstieg des Umsatzes und Gewinnes um mehr als zehn Prozent erlebt. Weitere 17 Prozent steigerten ihren Profit sogar um mehr als 25 Prozent. 20 Prozent musste allerdings einen Rückgang hinnehmen.

Die Hälfte der 188 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligten, will bis 2015 neue Büros oder Produktionsstätten eröffnen, wobei die Hauptstadt Peking und das südchinesische Wirtschaftszentrum Guangzhou als wichtigste Ziele genannt wurden. Der Süden Chinas sowie das westliche Hinterland geraten zunehmend ins Blickfeld der deutschen Wirtschaft, die sich bisher meist in dem wohlhabenden ostchinesischen Küstenstreifen angesiedelt hatte.

Von Flaute in der Krise also keine Spur: Während 49 Prozent der Unternehmen in den nächsten fünf Jahren in ihrem Bereich in China sogar elf Prozent und mehr Wachstum pro Jahr erwarten, rechnen 39 Prozent mit einem gemäßigten Zuwachs von sechs bis zehn Prozent. „Was hier als moderat gilt, ist in vielen anderen Ländern ein hohes Wachstum“, sagte Kammerpräsident Walker.

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