Chinas Außenhandel gewinnt an Schwung

Peking (dpa) - Chinas Außenhandel hat überraschend stark an Schwung gewonnen. Im Dezember legten die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft um 14,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu und übertrafen damit alle Vorhersagen.

Die Einfuhren stiegen um sechs Prozent. Der Zuwachs des Außenhandels im ganzen Jahr 2012 lag aber nur bei enttäuschenden 6,2 Prozent. Die Amerikaner überholten die schuldengeplagten Europäer als größte Handelspartner der Chinesen, wie die Zollverwaltung am Donnerstag in Peking berichtete.

Der Handel mit Europa fiel 2012 um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, auch wenn es hier zum Jahresende eine leichte Erholung gab. Mit den USA wurde im vergangenen Jahr um 8,5 Prozent mehr gehandelt. Wegen der Spannungen um eine umstrittene Inselgruppe im Ostchinesischen Meer und dem Boykott japanischer Waren ging der Handel mit Japan um 3,9 Prozent zurück. Japan fiel damit vom vierten auf den fünften Platz der Handelspartner Chinas.

Das Wachstumsziel der chinesischen Regierung für den Außenhandel von zehn Prozent wurde im vergangenen Jahr klar verfehlt. 2011 waren sogar noch 22,5 Prozent Zuwachs erreicht worden. Angesichts geringer Nachfrage in Europa und den USA sei in diesem Jahr nur eine leichte Besserung zu erwarten, sagte Zollsprecher Zheng Yuesheng laut Nachrichtenagentur Xinhua.

Die schlechte Entwicklung führte der Sprecher auf „die sich vertiefende Schuldenkrise in Europa, eine stark verlangsamte Erholung der Weltwirtschaft und anhaltend schlechte Nachfrage auf den Weltmärkten“ zurück. Vor allem der langsame Zuwachs der Einfuhren ließ den Handelsüberschuss im vergangenen Jahr kräftig um 48,1 Prozent auf 231 Milliarden US-Dollars steigen. Die Exporte und Importe erreichten ein Volumen von 3,87 Billionen US-Dollar.

Im ganzen Jahr stiegen die Ausfuhren um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Einfuhren nur um 4,3 Prozent zulegten. Mit dem unerwartet starken Wachstum im Dezember von 14,1 Prozent erreichte der Export ein Sieben-Monats-Hoch. Im November waren nur 2,9 Prozent Zuwachs erreicht worden.

Gute Nachrichten für Chinas Wirtschaft gab es auch auf dem Kreditmarkt, wo die starke Nachfrage anhält. Die Zentralbank in Peking berichtete, dass die Kreditvergabe der Banken im Dezember zwar leicht zurückgegangen sei, doch hätten Kredite aus anderen Finanzquellen zugelegt. Die gesamten Finanzierungen aus verschiedenen Quellen, darunter auch das Schattenbankenwesen in China, legten im vergangenen Jahr um rund 23 Prozent oder 2,93 Billionen auf 15,76 Billionen Yuan zu (heute 1,94 Bio Euro).

„Eine deutliche Belebung der chinesischen Binnenwirtschaft steht also auf der Agenda“, sagte der Ökonom der Verwaltungs- und Privatbank (VP-Bank) in Vaduz in Liechtenstein, Thomas Gitzel, mit Blick auf Chinas Kreditvergabe. „In den kommenden Quartalen dürfte deshalb die Wachstumsgeschwindigkeit in China weiter zulegen.“

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