Chinesen wollen Medion kaufen

Der PC-Spezialist Lenovo aus Hongkong bietet für den Essener Konzern 629 Millionen Euro.

Essen/ Hongkong. Der Elektronikhersteller und Aldi-Lieferant Medion steht als erstes bekanntes Unternehmen in Deutschland vor einer Übernahme durch chinesische Investoren.

Für die Essener zahlt der PC-Spezialist Lenovo aus Hongkong rund 629 Millionen Euro. Alle 1.000 Mitarbeiter sollen bleiben dürfen. Für die Mitarbeiter im Unternehmen gelte genauso wie für den Hauptsitz Essen eine Bestandsgarantie, sagte Finanzvorstand Christian Eigen.

Lenovo bietet den Medion-Aktionären 13 Euro je Aktie in bar. Das sind etwa 18 Prozent mehr, als die Aktie am Dienstagabend wert war. Als Reaktion schoss der Kurs der Medion-Aktie bis Mittwochnachmittag um rund 17,5 Prozent in die Höhe.

Die Chinesen haben Erfahrung mit großen Übernahmen: Vor sechs Jahren hatten sie bereits für 1,75 Milliarden Dollar die PC-Sparte des US-Konzerns IBM erworben. Nun wollen sie mindestens 51 Prozent des Medion-Grundkapitals.

Die Übernahme sei „ein weiterer mutiger Schritt“ zur Umsetzung der langfristigen Lenovo-Strategie, erklärte das Unternehmen. Den eigenen Marktanteil in Deutschland verdoppelt Lenovo den Angaben zufolge auf 14 Prozent. So wird das Unternehmen hinter HP und Acer zur Nummer drei auf dem PC-Markt in Deutschland.

Medion hat sich vor allem um die Jahrtausendwende durch billige Computer für die Handelskette Aldi einen Namen gemacht. Nach wie vor ist der Discounter einer der wichtigsten Kunden von Medion, der Marke haftet daher das Discounter-Image an.

Das 1983 gegründete und 1998 an die Börse gebrachte Unternehmen schlitterte Mitte des vergangenen Jahrzehnts — unter anderem wegen der hohen Abhängigkeit von Aldi — in eine Krise, von der es sich nur langsam erholt.

Lenovo hat auf dem Weg zur angestrebten Medion-Mehrheitsübernahme bereits einen großen Schritt gemacht: Unternehmensgründer, Mehrheitseigentümer und Vorstandschef Gerd Brachmann nahm das Angebot zu großen Teilen bereits an — er wird laut Mitteilung knapp 17,75 Millionen Aktien oder 36,66 Prozent der gesamten Anteile für rund 230,7 Millionen Euro an die Chinesen abgeben. Brachmann erhält 80 Prozent davon in bar und 20 Prozent in Form von Lenovo-Aktien.

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin und die Europäische Kommission müssen Unternehmens-Angaben zufolge noch ihr Einverständnis zu der Übernahme geben. Ist das geschehen, soll das Geschäft laut Lenovo im August abgeschlossen sein.

Medion-Kunden sollen zunächst nicht spüren, dass in Essen fortan Chinesen das Sagen haben. Sämtliche Tätigkeiten, „inklusive Kundenservice, Lieferungen und Garantieleistungen werden wie gewohnt weitergehen“, erklärten die Konzerne.

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