Commerzbank-Betriebsrat läuft Sturm gegen Stellenabbau

Frankfurt/Main (dpa) - Betriebsrat und Gewerkschaft laufen Sturm gegen die Pläne der Commerzbank zum Abbau von bis zu 6000 Stellen.

„Die Pläne sind für uns nicht einmal verhandelbar, da muss sich der Arbeitgeber erst einmal bewegen“, sagte Uwe Tschäge, Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsratsvize des teilverstaatlichten Konzerns, der Zeitung „Die Welt“ (Freitag).

Verdi-Bundesvorstandsmitglied Beate Mensch sagte am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt: „Die Bank will mit weniger Leuten, die man schlechter bezahlt, die aber bei längeren Öffnungszeiten eine höhere Schlagzahl liefern, das Privatkundengeschäft nach vorne entwickeln. Ich weiß nicht, wie sich das Management das vorstellt.“

Die Gewerkschaft hatte bereits am Donnerstag „entschiedenen Widerstand“ gegen den „Kahlschlag“ angekündigt. Mensch bekräftigte: „Wir halten dieses Gesamtkonzept für kontraproduktiv und nicht zukunftsweisend. Die Antwort auf Probleme im Privatkundengeschäft kann nicht Arbeitsverdichtung und niedrigere Bezahlung sein.“

Die Commerzbank-Führung hatte den Gesamtbetriebsrat am Mittwoch über seine Pläne informiert, einen Tag später wurden die konkreten Zahlen öffentlich. 4000 bis 6000 Vollzeitstellen sollen bis zum Jahr 2016 gestrichen werden, nach Angaben der Gewerkschaft Verdi stehen allein in Deutschland bis zu 4600 Stellen auf der Kippe. Erwogen wird zudem eine Verlagerung von Arbeit an kostengünstigere Standorte.

Einen Teil der verbleibenden Mitarbeiter will die deutsche Nummer zwei dem „Welt“-Bericht zufolge in niedrigere Tarifgruppen einstufen. Das hätte monatliche Gehaltseinbußen von mehreren hundert Euro pro Kopf zur Folge. „Gegen diese Pläne wird es von uns erheblichen Widerstand geben, aus unserer Sicht ist das ein klarer Tarifbruch“, betonte Tschäge.

Nach Angaben von Gewerkschafterin Mensch ist geplant, für Standardprodukte sogenannte Beratungsassistenten einzusetzen, die dann schlechter bezahlt werden als die normalen Berater. „Es ist der Versuch, Tätigkeiten durch Standardisierung zu entwerten und dadurch billiger zu machen. Das führt zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft bei Beratern. Das tragen wir nicht mit“, betonte Mensch.

Das Management hat vor allem das zuletzt sehr schwache Privatkundengeschäft im Visier. Dort gebe es „gemessen an unseren Aktivitäten und Erträgen deutliche Überkapazitäten“, erklärte Personalvorstand Ulrich Sieber in einer internen Mitteilung.

Die Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite sollen im Februar beginnen. Dabei geht es auch um flexiblere Öffnungszeiten der Filialen und das Thema Samstagsöffnung. Mensch zeigte sich in diesem Punkt kompromisslos: „Wir halten Samstagsarbeit nicht für erforderlich und sinnvoll. Das zeigen die bisherigen Erfahrungen deutlich.“

Privatkundenchef Martin Zielke hatte die Erwartung geäußert, bis spätestens Mitte des Jahres Klarheit über einen flexibleren Einsatz von Mitarbeitern zu haben. Zielke hatte auch angedeutet, der Stellenabbau könnte geringer ausfallen, wenn die Arbeitnehmer der Bank entgegenkämen - etwa beim Thema Öffnungszeiten der Filialen: „Je besser unser Angebot ist, je zufriedener unsere Kunden sind, umso stärker sind wir damit auf der Ertragsseite und umso weniger Personal müssen wir abbauen.“

Tschäge sagte der „Welt“: „Wir fühlen uns durch das Vorgehen brüskiert. Bereits über die Medien Druck aufzubauen, noch ehe man mit den zuständigen Gremien gesprochen hat, das gehört sich nicht.“

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