Conti mit Milliardengewinn gegen Autokrise gewappnet

Hannover (dpa) - Immer weniger Menschen in West- und Südeuropa kaufen sich wegen der Schuldenkrise ein neues Auto. Der Zulieferer Continental versucht, dies anderswo abzufedern - mit Erfolg.

Dank eines Milliardengewinns zum Halbjahr fühlt sich der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental gut gegen die Schuldenkrise in Europa gewappnet. Zwischen Januar und Juni fuhr der Konzern aus Hannover deutlich höhere Erträge ein - auch wegen seines nach wie vor starken Geschäfts auf anderen Kontinenten.

Unterm Strich verdiente Conti in den ersten sechs Monaten rund eine Milliarde Euro und damit knapp um die Hälfte mehr als im Vorjahreszeitraum. Dies teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Zugleich stieg der Umsatz um 10,9 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Davon entfielen über 10 Milliarden auf das Autotechnik-Geschäft - ein Bestwert. Am 5. September will Continental in den Dax zurückkehren.

Vorstandschef Elmar Degenhart sieht die Ziele für das Gesamtjahr nicht in Gefahr. Er peilt Rekordzahlen an und erhöhte die Prognose. Nach einer zunächst angenommenen Erlössteigerung von 5 Prozent gehen die Hannoveraner bis Ende 2012 nun von einem Plus von über 7 Prozent aus. Insgesamt sollen mehr als 32,5 Milliarden Euro umgesetzt werden.

Degenhart mahnte aber, die Risiken für die globale Autokonjunktur nicht zu unterschätzen: „Gleichwohl gilt es, die Unsicherheiten auf den weltweiten Absatzmärkten, die schwierige wirtschaftliche Situation in einigen Mitgliedsländern der EU und Verlangsamung des Wachstums der Weltwirtschaft weiter sehr genau im Blick zu behalten.“

Zum Jahresauftakt hatte der nach Bosch zweitgrößte Autozulieferer bereits neue Bestwerte gemeldet. Bis Ende März verdiente der vom bayerischen Familienunternehmen Schaeffler kontrollierte Konzern mit 482,9 Millionen Euro so viel wie noch nie in den ersten drei Monaten. Im zweiten Quartal ging es mit 520,3 Millionen Euro weiter aufwärts.

Obwohl Continental für 2011 seit langem wieder eine Dividende im Gesamtwert von 300 Millionen Euro ausgeschüttet hatte, investierte die Führung kräftig. Fast 830 Millionen Euro flossen seit Beginn des Jahres ins weltweite Netz, zur Vorjahresmitte waren es 219 Millionen weniger. Auch neue Jobs wurden geschaffen. Aktuell arbeiten rund 169 000 Menschen für die Conti-Gruppe, 9700 mehr als vor Jahresfrist.

Ungeachtet der steigenden Ausgaben will das Unternehmen seinen Schuldenberg weiter abtragen. Die Nettofinanzschulden sanken im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 um 238 Millionen Euro. Bis zum Jahresende will Finanzchef Wolfgang Schäfer die Verbindlichkeiten unter 6,5 Milliarden Euro drücken. Das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital liegt derzeit bei rund 83 Prozent. „Ende 2013 wollen wir hier bei 60 Prozent liegen“, sagte Schäfer vor Analysten. „Das bestätigen wir.“ Conti hatte vor allem für die Übernahme der früheren Siemens-Autotechniksparte im Jahr 2007 hohe Kredite aufgenommen.

Anfang September hat der Konzern gute Chancen, aus dem MDax in den Börsen-Leitindex Dax zurückzukehren. Conti befinde sich hier klar auf Kurs, sagte Schäfer. Die Wahrscheinlichkeit dürfte noch steigen, falls sich der Mehrheitseigner Schaeffler von weiteren Teilen seiner zu rund 60 Prozent direkt und indirekt gehaltenen Conti-Aktien trennen sollte und der Streubesitz der Papiere so zunehmen würde.

„Wenn der Termin zur Zusammensetzung des Dax einen Monat früher wäre, wären wir schon jetzt mit drin“, sagte Schäfer. Risiken, die im Laufe des August der Rückkehr im Wege stehen könnten, gebe es aktuell nicht. Die Niedersachsen waren 2008 vom Hamburger Nivea-Hersteller Beiersdorf in der ersten deutschen Börsenliga abgelöst worden. Nun könnten sie in Kürze wieder in die Gruppe der 30 wichtigsten Aktiengesellschaften aufgenommen werden. Als möglicher Absteiger aus dem Dax gilt dagegen der Münchner Lkw- und Maschinenbauer MAN.

Die schwankenden Rohstoffpreise etwa für Naturkautschuk blieben eine Last, sollen vorerst allerdings nicht mehr so stark wie bisher durchschlagen: „Wir sehen hier keine zusätzliche Kostenlast in der zweiten Jahreshälfte“, sagte Schäfer. Der Verkauf von Winterreifen werde voraussichtlich das Niveau des letzten Jahres erreichen.

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