Daimler-Konzern mit Gewinnwarnung

Stuttgart (dpa) - Harter Konkurrenzkampf und Absatzprobleme setzen Daimler immer mehr zu und haben den Autobauer zur Korrektur seiner Ziele für 2012 gezwungen.

Nach der Gewinnwarnung Ende September für seine Pkw-Sparte schraubten die Schwaben am Mittwoch nun auch ihre Vorhersage für den operativen Gewinn des Gesamtkonzerns herab. „Angesichts der deutlichen Verschlechterung des Marktumfelds in wichtigen Märkten in den vergangenen Monaten sowie einer Intensivierung des Wettbewerbs hat Daimler die Ergebniserwartungen angepasst“, teilte das Unternehmen in Stuttgart mit. Vorstandschef Dieter Zetsche kündigte ein rigides Sparprogramm für die Kernmarke Mercedes an.

Ursprünglich hätten die Zahlen erst am Donnerstag kurz vor Börsenstart in Deutschland vorgelegt werden sollen. Eine E-Mail-Panne in den USA zwang den Konzern zur früheren Mitteilung.

Der Dax-Konzern rechnet neuerdings nur noch mit einem operativen Ergebnis von ungefähr 8 Milliarden Euro, was knapp 9 Prozent unter Vorjahresniveau wäre. 2011 waren Daimler aus dem laufenden Geschäft rund 8,75 Milliarden Euro geblieben, was diesmal zunächst wieder das erklärte Ziel war. Zum Sparvorhaben sagte Zetsche: „Mit diesem Programm bündeln wir bestehende und zusätzliche Effizienzmaßnahmen, um sowohl unsere kurzfristigen Ziele abzusichern als auch unser Geschäftssystem optimal und nachhaltig auszurichten.“

In einem Brief an die Belegschaft hatte Zetsche am Mittwoch bereits angekündigt, etwa den Vertrieb im Wachstumsmarkt China umzukrempeln, wo Daimler - so wie weltweit auch - hinter den Erzrivalen Audi und BMW liegt. Dazu hieß es am Mittwoch in der offiziellen Mitteilung, dass diese Reformen den Gewinn bei Mercedes zum Jahresende schmälern werden. „Ergebnisseitig wird mit Belastungen aus Maßnahmen zur Unterstützung des Händlernetzes in China gerechnet.“ Nur noch 4,4 Milliarden Euro soll die Pkw-Sparte 2012 operativ einfahren - nach 5,2 Milliarden Euro im Vorjahr.

Unter dem Strich verdiente Daimler im dritten Quartal 11 Prozent weniger und kam auf 1,2 Milliarden Euro. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben 1,9 Milliarden - minus zwei Prozent. Die Umsätze kletterten um 8 Prozent auf 28,6 Milliarden Euro.

Zetsche hatte bereits Ende September Alarm geschlagen und angekündigt, in der wichtigen Autosparte mit den Marken Mercedes-Benz, Smart und AMG, werde das Vorjahres-Ebit 2012 wohl nicht erreicht werden. Zur Begründung für die Gewinnwarnung beim Gesamtkonzern hieß es nun, die Erweiterung der Pkw-Modellpalette und die „Produktoffensive“ bei den Lastern seien herausragende Gründe bei den unerwarteten Belastungen.

Die Trendwende ist bereits im dritten Quartal offensichtlich: Der Gewinnbringer Mercedes-Benz-Cars steigerte den Umsatz zwar um zehn Prozent auf 15,238 Milliarden Euro. Doch aus dem laufenden Geschäft blieben nur 975 Millionen Euro, was ein Einbruch von 12 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum bedeutet.

Die Mitteilungspanne hatte ihren Ursprung in den USA. Dort gelangten die Zahlen versehentlich in den US-Mailverteiler. Es ist das dritte Mal in kurzer Zeit, dass ein großer Konzern derart patzt: Auch beim Internetriesen Google und dem US-Chemiekonzern Dow Chemical waren die Geschäftszahlen zu früh veröffentlicht worden. Problematisch wird dies, wenn noch der reguläre Börsenhandel läuft.

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