Daimler setzt nach Gewinnwarnung den Rotstift an

Stuttgart (dpa) - Daimler-Chef Dieter Zetsche verordnet dem Autobauer wegen schrumpfender Gewinne ein milliardenschweres Sparprogramm. Als Reaktion auf die Absatzkrise schraubte der Manager die Erwartungen auf breiter Front nach unten.

Der Dax-Konzern plant, keinen Bereich seiner schwächelnden Kernmarke Mercedes zu verschonen. Auch die Größe der Belegschaft wird hinterfragt. Gut eine Milliarde Euro will Daimler schon 2013 freischaufeln, 2014 soll noch einmal eine ähnlich hohe Summe folgen.

„Kurzfristig geht es in erster Linie um Ergebnissicherung“, kündigte Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber am Donnerstag in Stuttgart an. „Alle Ausgaben kommen auf den Prüfstand - mit einem Kriterium: Was unsere Wettbewerbsfähigkeit stärkt, wird gemacht.“

Zuvor hatte der Autobauer seine Ziele für 2012 in allen zentralen Geschäftsbereichen nach unten korrigieren müssen. Das geht aus dem Bericht über das dritte Quartal hervor, den der Dax-Konzern am Donnerstag veröffentlichte.

Aufgrund einer E-Mail-Panne in den USA waren Teile davon allerdings schon am Vortag bekanntgeworden. Die Börse strafte Daimler ab: Die Aktie rutschte am Donnerstag deutlich ins Minus und war größter Verlierer im Leitindex Dax.

Allein im dritten Quartal war der Gewinn um 11 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro eingebrochen. Die Schwaben rechnen daher künftig nur noch mit einem operativen Ergebnis von ungefähr 8 Milliarden Euro, was rund 9 Prozent unter dem Vorjahreswert wäre. Eigentlich wollte Daimler das Niveau von 2011 erneut erreichen. Damals waren aus dem laufenden Geschäft rund 8,75 Milliarden Euro geblieben.

„Wir können momentan die Markteinflüsse nicht ignorieren“, sagte Uebber. „Wir können uns nicht hinstellen und sehen, dass ganz Europa runtergeht, und an Zielen festhalten, die dann nicht realistisch sind.“ Seiner Ansicht nach fährt Daimler den Konkurrenten Audi oder BMW auch wegen Schwächen in der eigenen Produktpalette hinterher. „Dort fehlen uns zum Teil Produkte, die die Kollegen haben“, so Uebber. „Da gibt es Beispiele dafür, wie der X1 bei BMW, den wir nicht im Portfolio haben. Daher ergeben sich entsprechende Differenzen“, erklärte Uebber.

Das geplante Spar- und Effizienzprogramm mit dem Namen „Fit for Leadership“ soll zunächst helfen, Gewinn und Profitabilität in der Autosparte zu steigern. Daimler hatte zuletzt auch seine Renditeziele kassieren müssen. Ursprünglich hätte die Pkw-Sparte bei der Marge - dem Verhältnis von operativem Gewinn zum Umsatz - schon 2013 auf 10 Prozent kommen sollen. Das ist nun verschoben auf später.

Langfristig soll die Sparinitiative die Abläufe im Konzern günstiger gestalten, wie Finanzvorstand Uebber erklärte. „Mit ihr nehmen wir die globale Optimierung unserer Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebsstrukturen in Angriff“, sagte Uebber. „Es geht darum, unser Wachstum in den kommenden Jahren auf eine möglichst effiziente Art und Weise zu bewältigen.“

Uebber kündigte an, dass manche freiwerdenden Stellen womöglich nicht neu besetzt werden oder Mitarbeiter über Regelungen für eine Alterszeitzeit das Unternehmen verlassen. Generell gilt für Daimler-Mitarbeiter in Deutschland aber eine Beschäftigungsgarantie bis 2016. Zuletzt arbeiteten für den Konzern weltweit 275 451 Menschen, 166 888 davon in Deutschland.

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