Wirtschaft Das Sterben der Spielzeugläden

Immer mehr Spielzeugläden müssen schließen. Die Gründe dafür sind vielfältig: von den hohen Mieten in den Innenstädten bis zum Siegeszug des Online-Handels.

Hartmut Müller steht an der Kasse seines Spielwaren-Geschäfts "Spielzeugparadies Willy Müller & Söhne" in Wuppertal. Das Traditionsgeschäft schließt für immer seine Tore - 105 Jahre nach der Gründung.

Hartmut Müller steht an der Kasse seines Spielwaren-Geschäfts "Spielzeugparadies Willy Müller & Söhne" in Wuppertal. Das Traditionsgeschäft schließt für immer seine Tore - 105 Jahre nach der Gründung.

Foto: Rolf Vennenbernd

Düsseldorf (dpa) - Noch vor einigen Jahren gehörten sie in die Innenstädte wie die Warenhäuser oder Schuhgeschäfte: die Spielwarenläden voller Puppen, Modelleisenbahnen und Puzzles. Doch das ist Vergangenheit. Immer mehr „klassische“ Spielwarengeschäfte schließen für immer die Tore. Zu groß ist die Konkurrenz der Online-Händler, zu hart der Preiskampf mit großen Fachmarktketten wie Toys„R“us oder den Discountern und zu gering die Gewinnmarge.

Ein Teddybär hängt zwischen den leeren Regalen. Ende der Woche macht der Spielzeugladen zu.

Ein Teddybär hängt zwischen den leeren Regalen. Ende der Woche macht der Spielzeugladen zu.

Foto: Rolf Vennenbernd

„Wir hatten in Wuppertal einmal 13 inhabergeführte Spielwarengeschäfte, und wir sind jetzt der Letzte, der geht“, erzählt Hartmut Müller, der in der Stadt das Spielzeugparadies betreibt. Ende dieser Woche macht er den Laden dicht - 105 Jahre nach der Gründung.

Es lohne sich nicht mehr, sagt Müller. Das liege an der besonderen Verkehrssituation in Wuppertal, aber auch am Internet, wo nicht nur der US-Handelsriese Amazon auf Kundenfang geht, sondern auch viele Spielwarenhersteller inzwischen ihre Ware an den Spielwarenläden vorbei vermarkten. Eine Rolle spiele auch, dass für viele Kinder das Smartphone heute wichtiger sei als klassische Spiele, meint der Branchenkenner.

Wuppertal ist kein Einzelfall. Bundesweit sorgt die Schließung alteingesessener Spielwarenläden immer wieder für Schlagzeilen in den Lokalzeitungen. Allein in den Jahren von 2011 bis 2013 - neuere Zahlen gibt es nicht - sank die Zahl der Betriebe nach der Umsatzsteuerstatistik um mehr als 7 Prozent. Das heißt, in nur drei Jahren verschwanden mehr als 260 Spielwarenhändler von der Bildfläche. Darunter waren immer wieder auch Unternehmen, die mit ihren Schaufenstern und ihren Katalogen schon seit Generationen für Glanz in Kinderaugen sorgten.

Gerade in den Innenstädten seien die hohen Mieten für Spielwarenläden oft nicht mehr zu bezahlen, betont der Geschäftsführer des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels (BVS), Willy Fischel. Dafür seien die Margen in der Branche zu gering. Teils gäben die Besitzer auf, teils zögen sie an bezahlbare Standorte. „Nicht selten ist damit auch eine Neupositionierung verbunden. Dies reicht von der Spezialisierung bis zur Expansion zum Fachmarkt mit größerem Sortiment und erheblich größerer Verkaufsfläche“, weiß Fischel.

Eine große Herausforderung für die Branche ist der Siegeszug des Online-Handels. Rund 28 Prozent der Spielwareneinkäufe werden inzwischen über das Internet abgewickelt. Dabei schmerzt die traditionellen Händler nicht nur der damit für viele verbundene Umsatzverlust, fast noch schlimmer ist die Preistransparenz, die die Gewinnmargen auf breiter Front schrumpfen lässt.

Auch für die Spielzeughersteller ist das Verschwinden der Traditionsgeschäfte aus den Innenstädten eine Herausforderung. Schließlich haben die Kinder dadurch weniger Gelegenheit, mit den Produkten in Kontakt zu kommen. Die großen Anbieter versuchen die Lücke inzwischen aus eigener Kraft zu stopfen. Lego etwa hat bereits elf eigene „Lego-Stores“ in deutschen Innenstädten eröffnet. Playmobil lockt junge Kunden mit eigenen „FunStores“ in sieben deutschen Städten.

Für Handelsexperte Fischel ist dies allerdings keine wirkliche Lösung. „Besser wäre es, wenn der mittelständische Spielwaren-Facheinzelhandel ausreichende Margen erwirtschaften könnte, um wieder die Innenstadtlagen bezahlen zu können“, meint er.

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