Der Stör-Fall: Caviar Creator und die Justiz

Betrugsverdacht: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Firma. Bis zum Herbst soll das Verfahren abgeschlossen sein.

Düsseldorf. Seit sechs Jahren ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegen Caviar Creator wegen Betrugsverdachtes. Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf und Las Vegas wollte den Kaviar-Markt revolutionieren.

Mit Stören im Stall - einer industriellen Produktion des schwarzen Goldes. Doch die Ermittlungen haben der Firma nach eigener Aussage ein Minus von über 100 Millionen Euro eingetragen - die Zahl der Mitarbeiter habe sich von 200 auf 50 reduziert, viele seien gegangen, nachdem sie bis zu viermal von der Kripo verhört worden seien.

Jetzt soll das Verfahren bis zum Herbst abgeschlossen sein, kündigt Oberstaatsanwalt Arno Neukirchen an. Firmenanwalt Hartwig Schroer hat dennoch eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Ermittler gestellt: "Zahlreiche Ermittlungsmaßnahmen verletzen unseres Erachtens geltendes Recht." Das Unternehmen hat inzwischen auch den Petitionsausschuss des Landtags eingeschaltet, der auf einen Abschluss der Ermittlungen drängt.

Der Hintergrund des Falls: Caviar Creator hat in Demmin in Mecklenburg-Vorpommern eine Anlage zur Aufzucht von Stören und Produktion von Kaviar erbaut und für die Investitionen ab 2002 vorbörsliche Aktien verkauft. Ein "weltweit führendes Unternehmen" in der Erzeugung von Kaviar will die Firma werden.

Das spüren die laut Firma rund 3200 Anleger nicht. Der Börsengang wurde ebenso oft verschoben wie der Bau neuer Anlagen. Laut Staatsanwaltschaft lebt Caviar Creator vermutlich nur von immer wieder neu geworbenen Aktionären.

Die Ermittlungen zögen sich deshalb so lang hin, weil die Firmenstruktur äußerst undurchsichtig sei. Vorstandschef Frank Schaefer, der schon in den 80ern wegen Anlagebetrugs verurteilt wurde, gründe ständig neue Tochterfirmen.

Schaefer indes sieht die Lage nach zahlreichen Durchsuchungen, Verhören und Befragungen der Anleger naturgemäß anders. Der Anlagebetrug ist für ihn nicht Verdacht, sondern inzwischen selbsterfüllende Prophezeiung. Von einer "brutalen Hexenjagd" der Ermittler spricht er. Diese habe Banken und neue Anleger abgeschreckt, sodass Caviar Creator nicht so rasch habe wachsen können wie geplant. Daher noch immer kein Börsengang.

Ein Beispiel: Das Landwirtschaftsministerium in Mecklenburg-Vorpommern hatte Caviar Creator 2004 Fördermittel für den Bau der Anlage schriftlich zugesichert. Laut Schaefer waren Ende 2004 alle Voraussetzungen für die Auszahlung erfüllt - doch dann habe die Düsseldorfer Kripo angerufen. Fakt ist: Die Subventionen hat die Firma nie bekommen und klagt sie vor dem Verwaltungsgericht Greifswald ein.

Fakt ist auch, dass die ersten Anzeigen - laut Staatsanwaltschaft liegen fast 50 vor - von Konkurrenten und Ex-Mitarbeitern der Firma stammen. Auch Aktionär Helmut Müller wurde von der Staatsanwaltschaft angerufen und nach Vorwürfen gegen Caviar Creator gefragt. "Aber ich bin recht glücklich", sagt Müller.

Der vorbörsliche Kurs des Wertpapiers sei beachtlich gestiegen. Aktionär Klaus Aland hat die Anlage in Demmin selbst besichtigt. Das Vorgehen der Staatsanwaltschaft sei "unverschämt".

Caviar Creator schmiedet derweil neue Pläne: Es will angeblich endlich an die Börse - jetzt in Dubai.

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