Der Strompreis — wie er sich zusammensetzt und wo er am höchsten ist

Seit Monaten kann an der Leipziger Strombörse ein sinkender Preis beobachtet werden. Bedingt wird dies durch die steigende Produktion von Wind- und Solarstrom, durch die auf dem Markt Überkapazitäten existieren.

Davon profitieren vor allem große Konzerne, Stadtwerke und Stromhändler. Der gemeine Kunde merkt von dieser Entwicklung nur wenig.

Zu Beginn des Jahres haben hunderte Stromanbieter deutschlandweit ihre Preise erhöht. Mit der Begründung, dass die Umlage für den Ausbau erneuerbarer Energien nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) abermals gestiegen ist, wurde vielerorts an der Preisschraube gedreht. Die Entwicklung der Höhe der EEG-Umlage zeigt zwar einen deutlichen Aufwärtstrend, dieser rechtfertigt jedoch nicht das Ausmaß der Preissteigerung. Die Erhöhung der Umlage von 5,28 (2013) auf 6,24 (2014) Cent pro Kilowattstunde bedeutet für die Versorger zusätzliche Kosten von nicht einmal einem Cent pro Kilowattstunde. Dennoch haben zahlreiche Versorger ihre Tarife erhöht und geben die Vorteile bei den Einkaufkosten nicht an ihre Kunden weiter.

Die Strompreise in Deutschland variieren mitunter sehr stark. Diese Unterschiede ergeben sich unter anderem aus der Zusammensetzung des Strompreises. Betrachtet man die Durchschnittwerte für Deutschland, machen Steuern und Abgaben, mit einem Anteil von 53 Prozent, einen Großteil des Strompreises aus. Im Einzelnen gehören die Stromsteuer (7,2 Prozent), die Konzessionsabgaben an die Kommunen (6 Prozent) sowie die Abgaben, die sich aus dem EEG (22,1 Prozent), dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG) (0,18 Prozent), der Offshore-Haftungsumlage (0,9 Prozent) und der §19-NEV-Umlage (0,4 Prozent) ergeben, zu diesem Posten. Hinzu kommt die Mehrwertsteuer, die bezogen auf den Nettopreis mit 19 Prozent zu Buche schlägt. An zweiter Stelle folgen die Kosten für die Beschaffung des Stroms und die Margen der Energieversorger (25 Prozent). Der verbleibende Anteil von 22 Prozent entfällt auf Netznutzungsentgelte (NNE). Darunter wird die Gebühr verstanden, die der Energieversorger an den Netzbetreiber zahlt. Die NNE können regional stark schwanken. So bezahlen die Abnehmer in ländlichen Regionen im Vergleich zu Abnehmern in dicht besiedelten Regionen mehr, da die Kosten des Versorgers auf weniger Abnehmer verteilen werden.

Der Strompreis hängt demnach nicht nur von dem Anbieter ab, sondern auch von dem Wohnort des Abnehmers. Eine sehr gute Übersicht über die regionalen Strompreise und deren Unterschiede bietet der Strompreis-Atlas des Internetportals Stromauskunft. Er zeigt die aktuellen Stromkosten für einen Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden für alle Städte, Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland. Durch die farbliche Einteilung in unterschiedliche Strom-Preisklassen ist auf einen Blick zu erkennen, in welchen Regionen Strom eher günstig und wo er teuer ist. Demnach muss in Niedersachsen vergleichsweise wenig gezahlt werden. Anders in den neuen Bundesländern, die sich vorwiegend in der höchsten Preisklasse befinden.

Auch in Regionen, in denen die NNE auf einem hohen Niveau liegen, lohnt sich der Vergleich und gegebenenfalls ein Wechsel. Dazu rät auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und verweist dabei auf das Gesetz zur Neureglung energiewirtschaftsrechtlicher Vorschriften. Am meisten kann durch einen regelmäßigen Wechsel gespart werden, da viele Anbieter einen Neukundenbonus anbieten, der mit unter 200 Euro ausmachen kann. Bei der Wahl des Anbieters sollte jedoch nicht ausschließlich nach dem Preis gegangen werden. So rät der Verbraucherschutz insbesondere von Tarifen und Tarifpaketen mit Vorauskasse ab. Gleiches gilt für feste Strommengen und Boniregelungen.

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