Deutsche Autobauer triumphieren in den USA

Detroit (dpa) - Für die deutschen Autobauer liegt das Schlaraffenland auf der anderen Seite des Atlantiks. BMW, Daimler, Audi und Porsche wurden im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten so viele Autos los wie nie zuvor.

VW schaffte das beste Ergebnis seit fast vier Jahrzehnten.

Auf dem riesigen US-Markt ist von einer Kaufzurückhaltung wie in Europa nichts zu spüren. „Das Autojahr 2012 ist für unsere Unternehmen das bislang erfolgreichste auf dem US-Markt“, sagte der oberste deutsche Autolobbyist Matthias Wissmann am Freitag. Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) schob hinterher: „Das gibt Rückenwind für das Jahr 2013.“

Im Jahr 2005 hatte der Marktanteil aller deutschen Hersteller nach VDA-Angaben erst bei 5,1 Prozent gelegen. Mittlerweile kommen Volkswagen, BMW und Daimler mit all ihren Tochtermarken auf 8,8 Prozent. Den Oberklasse-Markt haben die Deutschen schon länger im Griff. Dank des neuen VW-Werks im Bundesstaat Tennessee und des dort gebauten US-Passat zum Kampfpreis sind die „Germans“ nun auch eine ernstzunehmende Größe im Massenmarkt.

Volkswagen setzte im vergangenen Jahr fast 440 000 Wagen seiner Hauptmarke in den Vereinigten Staaten ab, ein Plus von gut 35 Prozent. Auch im Schlussmonat Dezember war die Nachfrage hoch. Damit hat VW seine Auslieferungen binnen drei Jahren mehr als verdoppelt. Auch bei Porsche und Audi lief es blendend mit Zuwächsen von jeweils etwa einem Fünftel auf 35 000 beziehungsweise 140 000 verkaufte Autos.

BMW kam zusammen mit seiner Kleinwagen-Marke Mini auf annähernd 348 000 verkaufte Neuwagen, ein Zuwachs von 14 Prozent war. Daimler wurde gut 305 000 Fahrzeuge los, was ein Plus von 15 Prozent bedeutete. Neben noblen Mercedes-Karossen waren Smart-Kleinstwagen und Sprinter-Transporter darunter. Damit verwiesen Bayern und Schwaben die Konkurrenz aus Japan (Lexus, Acura, Infiniti) sowie den USA (Cadillac, Lincoln) auf die Plätze.

Man wolle auch 2013 weiter auf der Erfolgswelle reiten, sagte Daimlers US-Chef Steve Cannon. BMW-Landeschef Ludwig Willisch schätzt die Aussichten für 2013 ebenfalls positiv ein, ebenso wie Porsches Nordamerika-Chef Detlev von Platen. Volkswagens Landeschef Jonathan Browning geht allerdings nicht davon aus, das rasante Tempo des vergangenen Jahres halten zu können. VW werde 2013 aber schneller als die Konkurrenz wachsen, kündigte er an.

Den Autobauern kommt zugute, dass das wirtschaftliche Klima in den USA besser ist als in Europa und die Käufer entsprechend eher bereit sind, einen Neuwagen anzuschaffen. Zudem sind viele Fahrzeuge in den USA total veraltet und müssen schlicht ersetzt werden.

Insgesamt wurden in den USA im vergangenen Jahr nach Angaben des Marktbeobachters Autodata annähernd 14,5 Millionen Neuwagen verkauft, ein Zuwachs von 13 Prozent. Die deutschen Autobauer legten sogar um 21 Prozent zu auf knapp 1,3 Millionen Stück. „Unsere Hersteller haben damit im siebten Jahr in Folge ihren Marktanteil auf dem weltweit größten Automobilmarkt kontinuierlich erhöht“, sagte VDA-Präsident Wissmann.

Der US-Markt treibt derzeit neben China die weltweite Autokonjunktur. Dagegen sind die Aussichten in Europa trübe. Selbst in dem von der Schuldenkrise weitgehend verschont gebliebenen Deutschland waren die Neuzulassung 2012 leicht zurückgegangen auf 3,1 Millionen. Für das laufende Jahr rechnet der VDA mit einem weiteren Abschmelzen auf etwa 3 Millionen Neuzulassungen.

Das gute Abschneiden der deutschen Autobauer in Übersee darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie auf dem US-Markt von den reinen Stückzahlen her nur die zweite Geige spielen. Marktführer General Motors verkaufte im eigenen Land rund 2,6 Millionen Wagen, bei Ford waren es knapp 2,3 Millionen und bei der Fiat-Tochter Chrysler annähernd 1,7 Millionen Wagen. Auch asiatische Hersteller wie Toyota, Honda und Hyundai sind eine Macht.

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