Die Deutschen sind optimistisch

Trotz der Euro-Krise beurteilt die Mehrheit ihre materielle Situation als gut. Fünf Prozent fühlen sich ausgegrenzt.

Berlin. Erstaunlich, aber wahr: Die Mehrheit der Bundesbürger sieht sich nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Sparkassen- und Giroverbandes in einer besseren finanziellen Lage als vor Ausbruch der internationalen Finanzkrise.

Demnach beurteilen 57 Prozent ihre materiellen Lebensumstände mit „sehr gut“ und „gut“. 2008 lag dieser Anteil noch bei 46 Prozent. Neun Prozent gaben an, es gehe ihnen eher schlecht.

Das private Geldvermögen beläuft sich auf rund 4,7 Billionen Euro. Allein 2011 haben die Bundesbürger fast 173 Milliarden an Ersparnissen gebildet. Das entsprach ungefähr der Summe des Vorjahres.

Die Sparquote, also der Anteil, der gemessen am Einkommen zurückgelegt wird, ging allerdings von 10,9 auf 10,4 Prozent zurück. Nach Einschätzung von Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon resultiert der Rückgang aus dem niedrigen Zinsniveau. Gleichwohl sind die Deutschen damit immer noch Vize-Europameister — nur in Frankreich liegt die Sparquote mit 12,4 Prozent höher. Im Durchschnitt der EU sind es 6,7 Prozent.

Die Schwaben machen hier ihrem Namen alle Ehre: Baden-Württemberg kommt wie Frankreich auf eine Sparquote von 12,4 Prozent. Dahinter rangieren Bayern und Hessen (jeweils zwölf Prozent). Schlusslicht ist das Land Bremen mit 8,5 Prozent. In NRW sind es 10,8 Prozent.

Etwa jeder achte Deutsche (zwölf Prozent) sieht sich finanziell nicht in der Lage, Geld zurückzulegen. Nach den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes fühlen sich 5,3 Prozent der Deutschen ausgegrenzt, weil sie laufende Zahlungen wie etwa Miete oder Heizkosten nicht regelmäßig begleichen können. Insgesamt gelten 12,8 Millionen Deutsche (15.8 Prozent) als armutsgefährdet. Für die Statistiker zählen dazu jene Menschen, die weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens erzielen. Aktuell sind das 952 Euro im Monat.

Die Finanzkrise ließ die privaten Sparer vorsichtiger werden. „Sicherheit wiegt mehr als Renditeversprechen“, betonte der Sparkassen-Chef. Größter Renner bei der individuellen Vermögensplanung ist die selbst genutzte Immobilie. Auf Platz zwei und drei kommen Lebensversicherungen und Bausparverträge.

Den vierten Rang belegt die Rentenversicherung. Die Akzeptanz der gesetzlichen Altersvorsorge bleibt damit trotz aller Diskussionen über das Rentensystem vergleichsweise hoch. Zu den am wenigsten genutzten Anlage-Produkten gehören laut Studie festverzinsliche Wertpapiere und Immobilienfonds. Aber auch das Ansehen der Riester-Rente bröckelt: Nur 13 Prozent (2011: 18 Prozent) finden sie als Anlage gut.

Die gute Wirtschaftslage und der hohe Beschäftigungsgrad sorgen für eine optimistische Stimmung. 71 Prozent wollen auch in Zukunft gleich viel Geld ausgeben wie bisher. 22 Prozent gehen von einer Verbesserung ihrer finanziellen Situation aus. 60 Prozent rechnen mit stabilen Verhältnissen. 16 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer materiellen Lage — 2008 waren es 30 Prozent.

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