Die größte Erfindung seit der Fotografie

Vor 70 Jahren entwickelte der Amerikaner Chester Carlson den ersten Kopierer. Daraus entstand der Konzern Xerox.

Neuss/Palo Alto. Manchmal kann das Leben auch einfach sein: Schnell ein Blatt Papier auf die Glasscheibe des Kopierers legen, den Start-Knopf drücken, und schon spuckt die Maschine ein exaktes Duplikat aus. Das Kopieren ist heute für Millionen Menschen zum Alltag geworden. In dieser Woche vor 70 Jahren ist es von dem Amerikaner Chester Carlson beim Experimentieren mit Schwefel am heimischen Herd erfunden worden.

"Diese Technologie ist noch heute die Basis jedes Digitaldruckers, Kopierers oder Faxgerätes", sagt Albert Brenner, Marketing-Leiter von Xerox in Neuss. Die Firma, die in den 1940er Jahren Haloid hieß, brachte den ersten Kopierer auf den Markt.

Heute werden mit Xerox-Kopierern nach Firmenangaben weltweit 40 Milliarden Kopien pro Jahr gefertigt. Der Konzern hat 57000 Mitarbeiter und macht 16 Milliarden Euro Umsatz.

Der erste Kopierer kam 1949 kam auf den Markt - nach Jahren des Desinteresses an der Erfindung. Dann wurde Carlsons Xerographie als größte Erfindung seit der Fotografie gefeiert.

Der Begriff stammt aus dem griechischen und bedeutet "trockenschreiben". Zehn Jahre später begann der Siegeszug des weitgehend automatisierten Xerox-914 - ein Ungetüm, das sieben Kopien pro Minute schaffte. Allerdings ging das erste Modell bei der Präsentation in Flammen auf. Dennoch: In den USA spricht man bis heute von "to xerox", wenn man das kopieren meint.

Weniger bekannt ist, dass Xerox beispielsweise auch die Computermaus oder die Bildschirmoberfläche mit den heute typischen Fenstern erfunden hat. Dennoch war das Unternehmen im Jahr 2002 fast am Ende. Vor sechs Jahren hatte der US-Kopierspezialist Xerox 20 Milliarden Dollar Schulden, der Aktienkurs stürzte ab. Unaufhaltsam schien der Riese in die Pleite zu taumeln.

Doch er fiel nicht. Xerox suchte die Nähe zum Kunden - mit tausenden Vertriebspartnern, die man exklusiv an das Unternehmen band. "Diesen Weg sind wir auch in Deutschland gegangen, wo wir uns neu organisiert und alles in Neuss konzentriert haben", sagt Brenner. 400 Mitarbeiter steuern von dort aus den Vertrieb. "Den Kundenkontakt übernehmen 60 selbstständige Vertriebler", sagt Brenner.

Das Modell sei so erfolgreich, dass man "sehr langfristig" in Neuss plane. "Wir investieren dort jetzt eine hohe sechsstellige Summe in unseren Firmensitz und werden unseren Showroom verdreifachen."

Momentan arbeitet Xerox fieberhaft daran, das Blatt neu zu erfinden. So will der Konzern bald ein Papier heraus bringen, von dem der Text nach zwei Tagen wieder verschwindet. "Das Büro ohne Papier wird es nie geben, aber vielleicht das ohne Ausdrucke, die man am nächsten Tag wegwirft", sagt Brenner.

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